Analyse: Oranje verbreitet keinen Schrecken
Rotterdam (dpa) - Dieser Sieg diente nur bedingt als WM-Stimmungsmacher der Oranje-Helden. Die La-Ola-Welle im Stadion De Kuip in Rotterdam war schnell wieder verebbt.
So stark wie die niederländische Fußball-Nationalmannschaft am Samstag beim 1:0 (1:0) gegen Deutschlands Vorrundengegner Ghana begonnen hatten, so deutlich und schnell ließen sie auch wieder nach. Das ohrenbetäubend laute „Campione“ aus den Lautsprechern übertünchte die Ernüchterung, mit der die orangenen Anhänger sich auf den Heimweg machten.
„Bei Ballbesitz müssen wir uns noch deutlich steigern“, gab Arjen Robben unumwunden zu. Der Bayern-Star hätte nach dem frühen 1:0 durch Robin van Persie (5. Minute) früh für die Entscheidung sorgen können, vergab aber dreimal in aussichtsreicher Position. „Die Tore habe ich mir noch ein bisschen aufgehoben“, meinte Robben mit einem Augenzwinkern. Für die WM, bei der dem Vize-Weltmeister in der schweren Vorrundengruppe mit Titelverteidiger Spanien, Chile und Australien mit einer Leistung wie am Samstag aber das frühe Aus droht.
Zwar zeigte sich Bondsoach Louis van Gaal nach dem ersten Erfolg in der Vorbereitung zufrieden, die 90 Minuten gegen die zum Teil zweite Garnitur der Afrikaner machten aber deutlich, wie abhängig die Elftal im neuen 5-3-2-System von ihren drei Stars Robben, van Persie und Wesley Sneijder ist. Beim einzigen Treffer harmonierten die Großen Drei prächtig, ansonsten hing das Offensivtrio meist abgeschnitten vom Rest des Teams in der Luft.
„Wir waren im Aufbau zu schluderig“, kritisierte Robben. Das Spiel der Gastgeber krankte daran, dass von den sieben (!) Defensivspielern im Spiel nach vorne keinerlei Impulse kamen. Vor allem van Gaals Doppelsechs mit Nigel de Jong und Jonathan de Guzman ist spielerisch zu unterbemittelt, um für Überraschungsmomente zu sorgen.
Und so erfreuten sich die eigentlich so offensivvernarrten Holländer daran, keine nennenswerte Chance der Ghanaer zugelassen zu haben. „Wir haben es defensiv sehr gut gemacht“, sagte de Jong. Und van Gaal konnte die kritische Grundstimmung sowieso nichts anhaben. „Ich bin angestellt, um zu gewinnen“, sagte der Ex-Trainer von Bayern München.