Analyse: Nur wenig Schäden durch „Xaver“
Norderney/Hannover (dpa) - Die Gischt peitscht wie eine Schneewehe über Norderneys Strandpromenade. Das Grollen und Tosen der Wellen im Orkantief „Xaver“ ist eine beängstigende Kulisse auf der beliebten Ferieninsel in der Nordsee.
Einige Leichtsinnige stellen sich in den Wind und lassen sich von der herumsprühenden Gischt vollspritzen. Ansonsten herrscht auf den Straßen der Insel Leere. Nur vereinzelt lassen sich Menschen sehen, wer kann, ist zu Hause und bleibt auch da. Die Insulaner beherzigen die Warnungen vor der möglicherweise zerstörerischen Gewalt von „Xaver“. Anderswo gibt es das gleiche Bild.
Regen, Hagel und dann Schnee fegen durch die leeren Straßen. Viele Geschäfte öffnen am Donnerstag schon tagsüber erst gar nicht. Und am Abend machen die wenigen besetzten Restaurants früher Schluss. Der Insel und der gesamten Küste war eine schwere Sturmflut, dem Bundesland einer der schwersten Stürme der letzten Jahre vorhergesagt.
Noch mit den Erfahrung von Orkan „Christian“ vor wenigen Wochen setzen die Menschen und die Behörden vor allem auf Sicherheit. Das Konzept geht auf, so zeigt es zumindest eine erste Bilanz. Landesweit sprechen die Polizeibehörden fast überall von kleineren Schäden im Vergleich zu dem, was im Vorfeld erwartet wurde. „Es sind bisher keine größeren Schäden aufgetreten“, bilanziert ein Feuermann, als am frühen Freitagmorgen der Scheitel der Sturmflut schon mit aller Wucht in Richtung Hamburg rollt.
Gut 200 sturmbedingte Einsätze meldet die Polizei am frühen Morgen für den Norden Niedersachsens und für Bremen. Alleine in Hamburg, das eine der schwersten Sturmfluten seit Jahrzehnten erwartete, sind es mehr.
Mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 140 Stundenkilometern fegt „Xaver“ über Niedersachsen. Umgeknickte Bäume, abgerissene Äste, herunterstürzende Dachziegel, teils winterliche Straßenverhältnisse, so lauten die ersten Bilanzen. Einige Menschen wurden verletzt, es hätte weitaus schlimmer kommen können. Die Behörden warnten früh. Vielerorts fiel die Schule aus, Weihnachtsmärkte wurden geschlossen, Boote festgebunden und die Menschen aufgerufen, in ihren Wohnungen zu bleiben.
Grund zur Entwarnung gibt es am Freitagmorgen dennoch nicht. Der Sturm „Xaver“ wird weiter wüten, und die nächste Sturmflut kommt. „Wir sind gut durchgekommen“, sagt Cuxhavens Oberbürgermeister Ulrich Getsch über die Orkan-Nacht. Dabei meldete die Stadt an der Elbmündung mit einem komplett abgedeckten Hochhaus und Wasser, das über einen Deich sickert, noch die größten Schäden. Getsch sieht jedoch keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Schon am Mittag soll die nächste Welle kommen - und die Deiche müssen weiter halten.