Analyse: Politische Ehe nach Plan?

Saarbrücken (dpa) - Die CDU-Frau Annegret Kramp-Karrenbauer ist gut einen halben Kopf kleiner als der SPD-Mann Heiko Maas. Politisch ist die Saar-Wahlsiegerin nach der Landtagswahl aber gewachsen, während Maas trotz Zugewinnen geschrumpft zu sein scheint.

Doch die Ehe, die beide Parteichefs planen, soll keinen Juniorpartner unter einer mächtigeren Ministerpräsidentin kennen - eine Koalition „auf Augenhöhe“ ist geplant, sagt die CDU-Landeschefin. Zufrieden zeigt sie sich am Montag nach der Wahl, lässt sich in Berlin von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beglückwünschen und im Saarland von ihren Parteifreunden feiern.

Die 49-Jährige versichert ihrem vier Jahre jüngerem Wunschpartner Respekt und geht von „gutem Einvernehmen“ in der geplanten Koalition aus. Die Sorge, dass die SPD doch noch eine rot-rote Hochzeit anstrebt, hat sie nicht mehr. In den kommenden Tagen wollen Maas und Kramp-Karrenbauer einen Fahrplan für die Verhandlungen schmieden.

Beide Partner kennen sich gut, weil sie schon im Januar nach dem Scheitern der bisher einzigen Jamaika-Landesregierung die Knackpunkte ausgelotet haben. „Jetzt kann man auf dem Ergebnis aufsetzen“, ist „AKK“ zuversichtlich. Einige Hürden - wie die SPD-Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn und mehr Geld für die Gemeinschaftsschule - gibt es, aber sie scheinen nicht unüberwindbar.

Zu wenig Selbstbewusstsein hat die SPD wohl nicht: „Wir sind die, ohne die es nicht geht“, sagt Maas. Er hatte sechs Punkte mehr für die SPD eingefahren als 2009, aber zum dritten Mal den Sprung auf den Sessel des Ministerpräsidenten verpasst. Die SPD stellt Forderungen, rechnet aber mit Annäherung. „Die CDU hat ja auch keine Alternative“, sagt der Geschäftsführer der SPD-Fraktion Stefan Pauluhn.

Oskar Lafontaine hofft noch auf ein rot-rot-grünes Bündnis, auch wenn er weiß, dass dies praktisch ausgeschlossen ist. „Es geht nicht ums Ködern. Es geht um die schlichte Frage: Wollen wir die Probleme des Landes lösen - ja oder nein?“, sagt der Linksfraktionschef. Dass seine Person bei SPD und Grünen äußerst kritisch beurteilt wird und er Grünen-Chef Hubert Ulrich nicht mag, nennt er „Kindergarten“. „Es gibt 'ne ganze Reihe von Leuten, die ich nicht leiden kann.“

Lafontaine freut sich am Tag nach der Wahl, dass er nicht nach Berlin geflogen ist. „Was soll ich da, um einen Blumenstrauß zu bekommen?“, sagt er in Saarbrücken und bekennt freimütig: „Ich wollte mal ausschlafen.“ Über die Spekulationen eines möglichen Wechsels zurück nach Berlin in die Bundespolitik sagt „Lafo“ nur: „Sie können jetzt ins Horn petzen, es nützt nichts.“

Der Saarbrücker Landtag wird auf jeden Fall ein ganzes Stück bunter - mit mehr orange: Die Piraten haben den Anker gelichtet, um ins Saar-Parlament zu schippern. „Wir haben viel vor“, sagt der Parlamentsneuling Michael Hilberer. Die etablierten Parteien nähmen die Menschen nicht mehr genug mit. Mehr Bürgerbeteiligung nennen alle vier künftigen Abgeordneten als wichtigsten Punkt, aber viel Konkretes gibt es am Tag nach der Wahl noch nicht.

Erstmal gilt: Einarbeiten. Spitzenkandidatin Jasmin Maurer überlässt das Reden vor Parlamentsjournalisten in Saarbrücken meist ihren drei männlichen künftigen Co-Abgeordneten. Sehen sich die Piraten unter Druck, immer anders sein zu müssen? „Wir sind ja schon anders“, sagt Andreas Augustin. Eine Initiative hätten die Piraten wohl schon: Fahrräder statt Dienstwagen.