Analyse: Prinz - Unwürdiges Ende einer glanzvollen Karriere

Wolfsburg (dpa) - Titeltraum futsch, WM-Rekord verpasst und von Bundestrainerin Silvia Neid zur Tatenlosigkeit verdammt: Die glanzvolle Nationalmannschafts-Karriere von Birgit Prinz hat auf der Ersatzbank im Wolfsburger WM-Stadion ein unrühmliches Ende gefunden.

Mit versteinerter Miene verfolgte die Rekordspielerin das Viertelfinal-Aus gegen Japan (0:1 n.V.) am Samstagabend und zeigte sich anschließend „frustriert und enttäuscht“ über den bitteren Abschied von der großen Fußball-Bühne. „Ich habe mich fit gefühlt, ich hätte gerne gespielt“, klagte die 33-Jährige, „die Trainerin hat anders entschieden und das akzeptiere ich.“

Doch nicht nur Prinz' Abweichen von der üblicherweise freundschaftlichen Anrede „Silv“ verdeutlichte den Groll über die Zuschauerrolle. Eine mögliche Einwechslung sei ihrer Meinung nach „durchaus der Plan“ gewesen, berichtete die langjährige Spielführerin, die bei ihrer fünften WM erstmals kein Tor erzielte und damit nicht die alleinige Bestmarke aufstellte. „Aber in Augen der Trainerin anscheinend nicht. Ich will dazu nicht mehr sagen.“

Für ihr bemerkenswertes Eingeständnis, dass sie dem Druck bei der WM nicht standgehalten habe und mit ihrer Leistung nicht zufrieden gewesen sei, hatte sie in der Öffentlichkeit zwei Tage zuvor reichlich Respekt erhalten. Doch obwohl sich Prinz im Gegensatz zu ihrem Startverzicht gegen Frankreich (4:2) wieder einsatzbereit meldete, erhielt sie von Neid wie erwartet nicht die Chance zur sportlichen Rehabilitation.

„Die Birgit ist halt keine Einwechselspielerin, das wissen wir“, begründete diese den Verzicht auf die Angreiferin, die das letzte Mal vor mehr als zwölf Jahren von der Bank ins Spiel gekommen war. Gegen Frankreich schickte Neid die 214-malige Nationalspielerin (128 Tore) nicht einmal zum Aufwärmen. „Wenn man nicht spielt, dann ist man immer sauer“, sagte die Bundestrainerin verständnisvoll über Prinz, die die 120 Minuten den Mund zu einem dünnen Strich gezogen weitgehend im Sitzen verbrachte.

Beim gemeinsamen Abschied aus dem Stadion trottete Prinz am Ende des Team-Trauerzugs mit einer Hand am Banner (Ein Team - Ein Traum - Millionen Fans - Danke!). Und auch das verklausulierte Angebot eines Abschiedsspiels konnte Prinz kurz vor Verlassen der Arena kein Lächeln mehr auf das Gesicht zaubern. DFB-Präsident Theo Zwanziger pries sie als „großartige und verdiente Nationalspielerin und deutsche Sportpersönlichkeit“ und avisierte „ein hohes Maß an Anerkennung“ des Deutschen Fußball-Bundes.

„Das ist nicht der richtige Moment, darüber zu reden. Ich bin total frustriert und mache mir keine Gedanken, ob es irgendein Abschiedsspiel gibt“, grummelte die Frankfurterin wenige Minuten später. Ob sie ihre Laufbahn beim 1. FFC fortsetzt, ließ sie ebenfalls offen. Dass ihre Karriere im schwarz-rot-goldenen Dress mit der „anstrengenden“ Heim-WM und einer Torlosserie von sechs Partien endete, werde für keinen Knacks sorgen, meinte Prinz. „Ich komme jetzt heim, komme ins gewohnte Umfeld. Von daher glaube ich, habe ich mein Tief hinter mir. Ich glaube nicht, dass es mir so ewig nachhängt.“