Biedermann schockt mit Vorlauf-Aus: „Hat nicht so geklappt“
London (dpa) - Blass, aber äußerlich gefasst hatte Paul Biedermann kurz nach seinem überraschenden Vorlauf-Aus keine Erklärung.
„Ich bin unheimlich enttäuscht. Ich wollte von vorne gehen, das hat nicht so geklappt“, sagte der Weltrekordler nach seinem zwölften Platz im olympischen Vorlauf über 400 Meter Freistil. Die erste Medaillenchance war vertan, da blieb zunächst nur das Prinzip Hoffnung: „Ich muss mich erstmal eine Stunde sammeln. Morgen geht es weiter“, sagte der 25-Jährige am Samstag in den Katakomben des Aquatics Centre von London. Oben schaute derweil Großbritanniens Queen Elisabeth II. im blauen Kostüm den Vorläufen zu.
Ob Biedermann über seine Paradestrecke 200 Meter Freistil konkurrenzfähig ist, scheint fraglich. Aber unmöglich ist es nicht. Nach 3:48,50 Minuten fehlten über 400 Meter 1,24 Sekunden zum Endlauf. Dabei war zunächst alles nach Plan gelaufen. Nach 50 und 100 Metern lag er unter seinem Weltrekord und auch die Durchgangszeit zur Rennhälfte von 1:52,41 Minuten war gut. Doch dann zog die Konkurrenz vorbei, Biedermann wirkte schwerfällig und konnte nicht mehr kontern. „Hinten raus konnte ich es nicht mehr halten“, erklärte Biedermann.
Heimtrainer Frank Embacher hatte vor Olympia-Beginn das Unheil zwar öffentlich nicht hinaufbeschworen, aber schon vorgebaut. Es sei „keine Katastrophe“, falls sein langjähriger Schüler über 400 Meter patzen sollte: „Dann schwimmt er die 200 mit Wut im Bauch und das ist gut für ihn.“ 2008 in Peking war der Vorzeige-Athlet als Fünfter noch die positive Überraschung im sonst so enttäuschenden DSV-Team gewesen. Nun steht er erst einmal für einen verpatzten Start. Biedermann hat schon wiederholt Comeback-Qualitäten bewiesen, doch Olympia ist etwas anderes als ein verpasster Finalplatz bei einer Kurzbahn-EM.
Als Schnellster geht Topfavorit Sun Yang in das Finale der besten Acht am Abend. Der Chinese schwamm lockere 3:45,07 Minuten. Weltmeister Park Tae-Hwan (Südkorea) wurde disqualifiziert.
Neben Biedermann hätte sich beinahe auch noch Superstar Michael Phelps aus dem Finale geschwommen. Der Rekord-Olympiasieger aus den USA war als Achter über 400 Meter Lagen gerade einmal sieben Hundertstelsekunden schneller als Serien-Europameister Laszlo Cseh. Der Ungar scheiterte völlig überraschend. „Ich glaube, das einzige was zählt ist ein Platz im Finale. Du gewinnst die Goldmedaille nicht am Morgen“, sagte Phelps. Beim Blick auf die Anzeigetafel schien er zunächst gar nicht erfasst zu haben, wie knapp er das mit Spannung erwartete Super-Duell mit US-Landsmann Ryan Lochte erreicht hatte. Nachdenklich verließ er die Halle.
Früh war der erste Olympia-Tag für Alexandra Wenk und Yannick Lebherz beendet. Über 400 Meter Lagen musste sich der Potsdamer insgesamt mit Rang elf (4,15,41 Minuten) begnügen. „Der achte Platz wäre halt schön gewesen“, sagte Lebherz. Er hätte seinen deutschen Rekord von 4:14,02 verbessern müssen, um sich einen Platz im Finale zu sichern.
Die erst 17 Jahre alte Olympia-Debütantin Wenk belegte in 58,85 Sekunden im Vorlauf den 21. Platz aller Vorläufe. Als Zeitbeste zog die Amerikanerin Dana Vollmer mit olympischen Rekord von 56,25 ins Halbfinale am Abend ein und verpasste den Weltrekord nur knapp.