„Bild“ contra Wulff - ein Rückblick
Berlin (dpa) - Es war ein Bericht der „Bild“-Zeitung, der Bundespräsident Christian Wulff Mitte Dezember in Erklärungsnot brachte. Jetzt streiten beide über einen ominösen Telefonanruf. Ein Rückblick:
12. Dezember 2011: Bundespräsident Wulff besucht die Golfregion und versucht, „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann zu erreichen, um die Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. Bei Springer-Chef Mathias Döpfner ruft er ebenso an.
13. Dezember 2011: Die „Bild“-Zeitung berichtet erstmals über Wulffs umstrittene Hauskauf-Finanzierung. Zugleich weist das Blatt die Darstellung des Bundespräsidialamtes zurück, es habe eine Zusage gegeben, den Namen der Kreditgeberin nicht zu veröffentlichen. „Die Chefredaktion von „Bild“ legt Wert auf die Feststellung, dass der „Bild“-Redakteur diese Zusage (...) ausdrücklich nicht gegeben hat.“
1. Januar 2012: Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und die „Süddeutsche Zeitung“ berichten, Wulff habe versucht, die Berichterstattung über den Kredit zu verhindern. Beiden Blättern zufolge hat Wulff auf Diekmanns Mailbox gesprochen und den „endgültigen Bruch“ mit dem Springer-Verlag angedroht.
2. Januar 2012: Die „Bild“-Zeitung bestätigt Wulffs Anrufe und erklärt, man habe ihm vor der Veröffentlichung „Gelegenheit zu einer ausführlichen Stellungnahme gegeben“. Diese habe der Präsident am 12. Dezember zunächst abgeben lassen, dann aber wieder zurückgezogen“. Bei seinem ersten Anruf habe Wulff mit „strafrechtlichen Konsequenzen“ gedroht, sich aber später entschuldigt.
4. Januar 2012: „Bild“ veröffentlicht eine E-Mail, die am 11. Dezember an Wulffs früheren Sprecher Olaf Glaeseker ging. Darin baten „Bild“-Redakteure um Antworten auf sechs Fragen zum Hauskredit. Nach Angaben der Zeitung beantwortete Glaeseker die Fragen einen Tag später, zog die Antworten jedoch kurz vor Redaktionsschluss wieder zurück. Daraufhin habe Wulff bei Diekmann angerufen. In einem Interview mit ARD und ZDF räumt Wulff ein, der Anruf sei „ein schwerer Fehler“ gewesen. Er habe jedoch nicht versucht, die Veröffentlichung des Artikels zu verhindern, sondern bis zu seiner Rückkehr aus dem Ausland zu verschieben.
5. Januar 2012: „Bild“ widerspricht dieser Darstellung. „Und es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu unterbinden“, sagt Diekmanns Stellvertreter Nikolaus Blome dem Deutschlandfunk. „Bild“ will die umstrittenen Äußerungen veröffentlichen und bittet Wulff schriftlich um dessen Zustimmung. Der Präsident lehnt dies ab.