Literaturnobelpreis Bob Dylan im Porträt

Berlin (dpa) - Rund 20 Jahre lang wurde Bob Dylan mit schöner Regelmäßigkeit für den Nobelpreis vorgeschlagen, doch stets ging er am Ende leer aus.

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Zu gewagt erschien es der Jury, einem Musiker - und sei es auch der berühmteste Songschreiber überhaupt - die höchste Literaturauszeichnung der Welt zuzuerkennen. Wenige Monate nach Dylans 75. Geburtstag hat sie sich getraut, nun hat er wirklich alles erreicht. Damit haben diesmal die favorisierten Romanautoren und Dramatiker das Nachsehen, was bei einer Reihe von Literatur-Puristen zumindest Stirnrunzeln hervorruft.

Von solchen Skeptikern (und manchen enttäuschten Verlegern) abgesehen, erkennen viele Experten gut 50 Jahre nach Dylans Karrierestart aber wohl an, dass der Autor von Folk-, Blues- und Rock-Lyrik wie „The Lonesome Death Of Hattie Carroll“, „Like A Rolling Stone“ oder „Visions Of Johanna“ ein würdiger Preisträger ist. Den Pulitzer-Preis für „lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Kraft“ hatte er ja bereits.

Seinen Ruf als Revolutionär der Folk- und Rockmusik, aber auch als Literat unter den Songschreibern erwarb sich Dylan schon Anfang der 60er Jahre, als er die Zeichen einer unruhigen Zeit richtig deutete. Seinen Start als Singer-Songwriter beschrieb er später in der literarisch anspruchsvollen Autobiografie „Chronicles“ (2004) so: „Amerika wandelte sich. Ich ahnte eine schicksalhafte Wendung voraus und schwamm einfach mit dem Strom der Veränderung.“

Der als Robert („Bobby“) Allen Zimmerman geborene junge Mann aus Duluth/Minnesota benannte sich vermutlich nach einem literarischen Idol um, dem walisischen Dichter Dylan Thomas. Der Erfolg stellte sich mit dem Song „Blowin' In The Wind“ (1963) ein. Wütende Lieder wie „Masters Of War“ oder „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ qualifizierten Dylan für die weltweite Jugend- und Protestbewegung.

Danach mutierte er zum Rockmusiker mit elektrischer Gitarre, komponierte und textete Mitte, Ende der 60er Jahre Album- und Songklassiker in Serie. Seine mit Metaphern, Symbolen und Anspielungen durchsetzten Lyrics sind bis heute von beispielloser Qualität.

Nach wechselvollen, künstlerisch oft unbefriedigenden 70er und 80er Jahren kam Dylans Rehabilitierung 1997 mit dem ersten großen Alterswerk „Time Out Of Mind“ - einer Platte voller düsterer, anspruchsvoller Texte, die zu seinen besten zählen. Seitdem hat er einen Lauf, setzt alle paar Jahre Ausrufezeichen wie „Modern Times“ (2006) oder das erneut von literarischen, geschichtlichen und biblischen Anspielungen wimmelnde „Tempest“ (2012). Rund 100 Millionen Tonträger soll Dylan inzwischen verkauft haben.