Börsen feiern Gipfel-Beschlüsse

Brüssel/Frankfurt (dpa) - Positiv aufgenommene Signale vom EU-Gipfel haben am Freitag weltweit die Börsen beflügelt. Auch der Euro profitierte, die Gemeinschaftswährung stieg zeitweise wieder über die Marke von 1,26 Dollar.

Für die bedrängten Euro-Länder Spanien und Italien ging der Druck an den Anleihemärkten spürbar zurück. Die Renditen für ihre Staatsanleihen fielen deutlich.

Der deutsche Leitindex Dax kletterte am Vormittag um über zwei Prozent ins Plus. Zuvor hatten die Börsen in Asien nach dem nächtlichen Verhandlungsmarathon in Brüssel für gute Vorgaben gesorgt. In Tokio stand ein Plus von 1,5 Prozent zu Buche. Der Euro konnte deutlich zulegen und stieg am Morgen um gut zwei Cent auf über 1,26 Dollar.

Positiv aufgenommen wurden aus Brüssel gleich mehrere Aussagen: Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone haben sich darauf geeinigt, den großen Krisenländern Spanien und Italien unter die Arme zu greifen. Geplant ist offensichtlich, dass beide Länder auch ohne konkrete Auflagen Geld aus den Rettungsfonds EFSF und ESM erhalten können. Außerdem sollen künftig nicht nur Staaten, sondern auch Banken direkt auf die Rettungsfonds zugreifen dürfen, sobald eine gemeinsame Bankenaufsicht installiert ist. Zudem wurde ein Wachstumspakt über 120 Milliarden Euro beschlossen.

Die Staatsanleihen der angeschlagenen Euroländer Spanien und Italien reagierten mit einem massiven Rückgang der Zinssätze. In Madrid sank die Rendite für richtungsweisende Anleihen mit der Laufzeit von zehn Jahren im Vormittagshandel um 0,54 Prozentpunkte auf 6,31 Prozent. Am Vortag stand der Zinssatz noch knapp unter der Marke von sieben Prozent und damit auf einem Niveau, das die Staatsfinanzierung auf lange Sicht kaum mehr möglich macht.

Eine starke Entspannung der Lage zeigte sich auch bei den Staatspapieren in Italien. Hier sank die Rendite der zehnjährigen Anleihen am Morgen deutlich unter die Marke von sechs Prozent und damit auf ein etwas gemäßigteres Niveau. Zuletzt gab der Zinssatz um 0,42 Punkte auf 5,74 Prozent nach. Geringere Zinskosten entlasten die angespannten öffentlichen Haushalte in den Krisenländern.

Frankreichs Präsident François Hollande zeigte sich zufrieden. „Ich finde, dass wir in der vergangenen Nacht in den drei Bereichen, die mir wichtig waren - Wachstum, kurzfristige Maßnahmen und eine Vision für das Gesamte - einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht haben“, sagte er. Zudem sei es gelungen, für Spanien Erleichterungen angesichts des großen Zinsdrucks zu schaffen. Der ständige und der vorläufige Rettungsschirm könnten genutzt werden, um „Schutz vor Zinssätzen“ zu geben. „Ich stelle fest, dass die ersten Ankündigungen bereits gute Wirkung gezeigt haben.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte: „Wir sind unserer Philosophie, keine Leistung ohne Gegenleistung, treu geblieben.“ Unter anderem hob Merkel den Plan zur Schaffung einer „Superaufsichtsbehörde“ für die europäischen Banken hervor. Dazu müsse allerdings noch eine einstimmige Ratsentscheidung erfolgen.