Chronologie: Kampf der Lokführer
Berlin (dpa) - Es ist der zweite große Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn (DB) und Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) seit 2007/2008. Was jetzt abermals zur Streiks führt, nahm im vergangenen Sommer seinen Anfang.
Eine Chronologie:
12. Juli 2010: Beginn der Tarifverhandlungen von DB mit den großen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA. Diese fordern eine Einkommenserhöhung im Volumen von sechs Prozent sowie einen Branchentarifvertrag für den Regionalverkehr auf der Schiene.
16. Juli: Beginn der Tarifrunde zwischen DB und GDL, die die Alleinvertretung für die rund 26 000 Lokführer beansprucht. Die GDL verlangt ein einheitliches Tarifniveau für alle Lokführer bei allen Eisenbahnunternehmen sowie fünf Prozent mehr Geld.
23. August: Fünf DB-Konkurrenten im Regionalverkehr - Privatbahnen und Töchter ausländischer Staatskonzerne - nehmen Verhandlungen mit der GDL auf. Tags darauf beginnt diese Gruppe auch Verhandlungen mit Transnet/GDBA. Zentraler Punkt: Eine Angleichung niedrigerer Einkommen in der Branche ans DB-Niveau. Das soll künftig Wettbewerb mit Dumpinglöhnen verhindern.
26. Oktober: Warnstreik von Transnet/GDBA im Regionalverkehr der DB und bei einigen Wettbewerbern. Die Gewerkschaften halten die parallel geführten Verhandlungen mit DB und der auf sechs Unternehmen angewachsenen Wettbewerbergruppe (Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia Verkehr und Hessischen Landesbahn) für festgefahren.
5. November: DB, die sechs großen Wettbewerber (G6) und Transnet/GDBA vereinbaren ein zweigleisiges Schlichtungsverfahren. Der SPD-Politiker Peter Struck wird Schlichter.
17. Januar 2011: DB, G6 und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die aus Transnet und GDBA entstanden ist, einigen sich auf einen Branchentarifvertrag für den regionalen Schienenverkehr. Er soll bei künftigen Streckenausschreibungen zugrunde gelegt werden. Die GDL will dem Vertragswerk nicht beitreten.
21. Januar: Die GDL bricht die Verhandlungen mit der G6 über einen Flächentarifvertrag für Lokführer ab.
25. Januar: An den Branchentarif anknüpfend vereinbaren DB und EVG für rund 135 000 Bahner ein Einkommensplus von etwa fünf Prozent - bei 29 Monaten Vertragslaufzeit.
31. Januar: Die GDL erklärt die Verhandlungen mit der DB nach der achten Runde für gescheitert. Mit einer Gruppe von sechs privaten Güterbahnen verhandelt die GDL weiter.
22. Februar: Erster Warnstreik der GDL. Sie verlangt ein verbessertes Angebot von der Bahn, was sie aber nicht bekommt.
4. März: Erneut Warnstreik der GDL. Die G6 teilen mit, nicht mehr gemeinsam mit der GDL verhandeln zu wollen.
7. März: In einer Urabstimmung votieren 92 Prozent der teilnehmenden GDL-Mitglieder für unbefristete Streiks.
9./10. März: Die GDL bestreikt den Güter- und Personenverkehr und legt damit große Teile des bundesweiten Bahnverkehrs lahm.
21. März: Die GDL und die Deutsche Bahn nehmen ihre Verhandlungen wieder auf. Keine Annäherung zwischen GDL und den Bahn-Konkurrenten.
28./29. März: Die GDL bestreikt die G6 Abellio, Netinera (bisher: Arriva), Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn sowie deren Tochtergesellschaften. Der Arbeitskampf ist für 24 Stunden angesetzt.
31. März/1./2. April: Die GDL weitet den Arbeitskampf ein weiteres Mal aus: Für 47 Stunden werden fünf große Bahn-Konkurrenten bestreikt, die verhandlungsbereite Keolis ist nicht mehr darunter. Anschließend kündigt die GDL eine Streikpause an.
12./13. April: GDL und Bahn stehen kurz vor einer Einigung auf einen Tarifkompromiss, vertagen sich aber auf den 15. April. Strittig sind noch einige Punkte im DB-Haustarifvertrag - etwa die Einkommenserhöhung und Laufzeit sowie Regeln für traumatisierte Lokführer nach Unfällen auf dem Gleis.
14. April: Die GDL setzt rund 20 Bahn-Gesellschaften mit einer weiteren Streikwelle unter Druck. Sie dauert 48 Stunden und endet am 16. April um 2.00 Uhr.
15. April: Bei den Tarifverhandlungen für die 20 000 Lokführer der Deutschen Bahn gelingt der Durchbruch. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einigen sich auf ein neues Tarifpaket, das neben anderen Verbesserungen 2,0 Prozent Plus für die Einkommen vorsieht.
18. April: Die GDL ruft zu einem neuen 60-stündigen Warnstreik bei den privaten Wettbewerbern der Deutschen Bahn auf.