Chronologie: Vom Präsidentenpalast ins Gefängnis
Berlin (dpa) - Rund 30 Jahre hat Husni Mubarak über Ägypten geherrscht, dann zwangen ihn Massenproteste im Februar 2011 zum Rücktritt. Im Juni 2012 wurde der erkrankte Ex-Machthaber zu lebenslanger Haft verurteilt.
1. Februar 2011: Mit einem „Marsch der Millionen“ erreichen die Proteste einen neuen Höhepunkt. Mubarak kündigt den Verzicht auf eine weitere Amtszeit und damit seinen Abgang für September an.
11. Februar: Proteste erfassen das ganze Land. Mubarak setzt sich nach Scharm el Scheich ab, der Oberste Militärrat übernimmt die Macht.
12. April: Der Ex-Präsident sitzt in Untersuchungshaft. Die Justiz beginnt mit seiner Vernehmung. Wegen einer Herzattacke wird er in eine Klinik gebracht.
20. April: Ein Untersuchungsbericht macht den Ex-Staatschef für den Tod von 846 Menschen während der Unruhen mitverantwortlich.
24. Mai: Der ägyptische Oberstaatsanwalt erhebt offiziell Anklage gegen Mubarak und seine beiden Söhne.
17. Juli: Der Ex-Präsident ist nach Angaben seiner Ärzte gesundheitlich stabil und wird lediglich wegen niedrigen Blutdrucks behandelt. Die Mediziner dementieren Medienberichte, nach denen Mubarak einen Schlaganfall erlitten habe und ins Koma gefallen sei.
3. August: Der Prozess beginnt. Mubarak wird im Krankenbett in den Gerichtssaal in Kairo geschoben. Wegen des Vorgehens gegen Demonstranten, Amtsmissbrauchs und illegaler Bereicherung droht ihm die Todesstrafe. Mubarak weist die Vorwürfe zurück.
18. November: Hunderttausende fordern in Kairo, der Militärrat müsse die Macht bald an Zivilisten übergeben. Bei Straßenschlachten kommen in den folgenden Tagen mehr als 40 Menschen ums Leben.
28. November: Die erste Parlamentswahl der neuen Epoche beginnt.
16. Dezember: Bei schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Angehörigen der Sicherheitskräfte werden bis zum 19. Dezember in Kairo mindestens 17 Menschen getötet und mehr als 900 verletzt.
5. Januar 2012: Die Generalstaatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe für Husni Mubarak.
20. Januar 2012: Sieger der ersten freien Parlamentswahl sind die Islamisten. Stärkste Kraft ist die Partei der Muslimbruderschaft „Freiheit und Gerechtigkeit“.
2. Februar: Bei Stadion-Krawallen in Port Said sterben über 70 Menschen. 1000 werden verletzt. Viele Ägypter machten bezahlte Schläger des früheren Regimes dafür verantwortlich. Tausende demonstrieren gegen den Militärrat. Es gibt Tote und Verletzte.
2. Mai: Bei Zusammenstößen zwischen Schlägertrupps und Demonstranten in Kairo werden mindestens elf Menschen getötet und rund 170 verletzt. Soldaten und Polizisten greifen stundenlang nicht ein.
23. Mai: Die erste Runde der Präsidentenwahl beginnt.
30. Mai: Die ägyptische Zeitung „Al-Watan“ berichtet, Mubarak habe sich drei Tage lang geweigert zu essen, nachdem gefordert worden sei, den Ex-Präsidenten in das Tora-Gefängnis vor den Toren von Kairo zu verlegen. Als Folge habe sich sein Gesundheitszustand verschlechtert.
2. Juni: Das Gericht verurteilt Husni Mubarak zu lebenslanger Haft. Dagegen werden seine Söhne Alaa und Gamal vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Im Gerichtssaal und vor dem Gebäude kommt es zu Tumulten. Mubarak wird in die Intensivstation der Klinik des Tora-Gefängnisses gebracht.
11. Juni: Mubaraks Gesundheitszustand hat sich erneut verschlechtert. Angeblich verlor er mehrfach vorübergehend das Bewusstsein.
19. Juni: Staatliche ägyptische Medien berichten, das Herz des Ex-Herrschers habe für mehrere Sekunden ausgesetzt. Ärzte hätten die Herzmuskelstörung mit einem Defibrillator behoben. Mubarak sei aus dem Haft-Krankenhaus in eine naheliegende Militärklinik gebracht worden.