„Costa Concordia“ kenterte im Walschutzgebiet
Berlin (dpa) - Nach dem Kentern der „Costa Concordia“ vor der italienischen Küste warnen Experten nun auch vor einer Umweltkatastrophe.
„Sollte das Schiff abrutschen und die Tanks beschädigt werden, dann haben wir ein großes Problem“, sagte der Greenpeace-Experte Kai Britt der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros, ist besonders besorgt, da das Schiff mitten im wichtigsten Walschutzgebiet des Mittelmeers liege.
„Da sind acht Walarten zu Hause“, sagte Lamp, darunter Delfine, Pottwale und Finnwale. In dem Bereich befinde sich nicht nur das Hauptnahrungsgebiet der Wale, sondern auch ihre Kinderstube.
Natürlich steht im Moment die menschliche Tragödie im Mittelpunkt - da sind sich die Experten einig. Dennoch dürfe die giftige Ladung des Kreuzfahrtschiffes nicht außer Acht gelassen werden. „Schweröl ist hochgradig toxisch, es enthält sogenannte PAKs - Polyaromatische Kohlenwasserstoffe - die Krebs erzeugen“, sagte Britt von Greenpeace. Schweröl ist ein Rückstand aus Ölraffinerien und damit quasi ein billiges Überbleibsel bei der Kraftstoffgewinnung. „Letztlich sind diese großen Schiffe nichts anderes als Müllverbrennungsanlagen auf See“, so der Experte.
Die „Costa Concordia“ soll bis zu 2400 Tonnen Treibstoff gebunkert haben, der auch beim Abpumpen besondere Schwierigkeiten bereite. „Dieses Schweröl ist eine sehr zähe Masse, das ist wie Teer. Das lässt sich nicht pumpen, sondern muss bis auf 60, 70 Grad erhitzt werden, bevor es überhaupt flüssig genug ist“, betonte Britt. Experten von Greenpeace und dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) forderten am Dienstag ein Verbot von Schweröl als Schiffstreibstoff.
Sollte tatsächlich Öl aus den Tanks der „Costa Concordia“ austreten, würde es nicht nur die zahlreichen Wale bedrohen. Nach Angaben des Meeresschutzexperten Kim Detloff vom Nabu stelle das Öl eine tödliche Gefahr für zehntausende Meerestiere dar. Das Tyrrhenische Meer an Italiens Westküste zeichne sich durch eine hohe Artenvielfalt aus.