„Costa Concordia“ liegt in Schutzgebiet für Wale

Berlin (dpa) - Etwa 2400 Tonnen Schweröl lagern nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF in den Tanks der verunglückten Costa Concordia.

Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, zeigt sich im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa besorgt - das Schiff lief in einem wichtigen Walschutzgebiet auf Grund.

Welche Gefahren gehen von der „Costa Concordia“ für die Umwelt aus?

Jochen Lamp: „Nach unseren Informationen sind etwa 2400 Tonnen Schweröl in den Tanks des Schiffes. Schweröl ist ein sehr giftiger Schiffstreibstoff. Den dürfen Sie an Land nicht verbrennen, weil er so giftig ist. Er wird aber immer noch sowohl bei Kreuzfahrern als auch bei anderen Schiffen verwendet, weil er so billig ist. Jetzt liegt dieses Kreuzfahrtschiff in einem Gebiet, in dem viele Wale ihre Nahrung finden. Und auch für die Küsten wäre die Verbreitung des Öls eine Katastrophe. Im Moment muss man natürlich darüber reden, dass man versuchen muss, das Zeug abzupumpen, damit ein Eintreten des Öls in das Wasser verhindert wird.“

Welche Tiere sind besonders gefährdet?

Jochen Lamp: „Natürlich steht im Moment die menschliche Tragödie im Mittelpunkt. Nichtsdestotrotz müssen wir auf die Umwelt schauen. Die Unglücksstelle liegt mitten im Pelagos-Meeresschutzgebiet. Das ist das wichtigste Walschutzgebiet im Mittelmeer. Da sind acht Walarten zu Hause, von Delfinen bis Pottwale oder Finnwale. Die haben dort nicht nur ihre Haupt-Nahrungsgebiete, sondern auch die Kinderstube für Wale ist dort in diesem Bereich. Das ist ein Gebiet, das zwischen Frankreich, Korsika und der italienischen Küste liegt. Dort mittendrin ist die Insel, um die es hier geht.“

Welche Folgen drohen der Umwelt noch?

Jochen Lamp: „Das wirkt sich natürlich auf die ganze Nahrungskette aus. Das Öl verbreitet sich an den Küsten und verteilt sich im Wasser. Es wird von Kleinstlebewesen aufgenommen und verbreitet sich dann über die ganze Nahrungskette von Plankton über Fische bis hin zu Meeressäugern. Wir wissen im Moment noch nicht, wie es mit Seegraswiesen im Umfeld aussieht, da müssen wir noch die Karten genauer studieren. Wir hoffen aber, dass da etwas gemacht werden kann, bevor das Schiff in die Tiefe rutscht.“