Demonstranten weichen nicht: Tausende harren in Kiew aus
Kiew (dpa) - Nach dem vorläufigen Rückzug der ukrainischen Sicherheitskräfte vom Unabhängigkeitsplatz in Kiew haben mehr als 5000 prowestliche Demonstranten die Nacht im Stadtzentrum verbracht.
Es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben, teilte das Innenministerium der Ex-Sowjetrepublik am Donnerstag mit. Friedliche Proteste würden respektiert, hieß es. Zugleich warnte das Ministerium aber die Gegner von Präsident Viktor Janukowitsch vor Provokationen. Das öffentliche Leben der Hauptstadt dürfe nicht zusammenbrechen.
Die Demonstranten verstärkten ihre Barrikaden auf dem Platz - dem Maidan - massiv. Damit wollen sie sich gegen einen möglichen neuen Räumungsversuch wappnen. In der Nacht zu Mittwoch waren Mitglieder einer Spezialeinheit gewaltsam gegen das Protestcamp auf dem Maidan vorgerückt. Sie zogen sich aber später wieder zurück.
Aus dem ganzen Land trafen weitere Demonstranten mit Dutzenden Bussen und Privatautos in der Hauptstadt ein. Die Popsängerin Ruslana rief die Menge auf, mindestens bis zum 17. Dezember auf dem Maidan auszuharren. Die Siegerin des Eurovision Song Contests 2004 hielt der Führung vor, sie wolle dann bei einem Treffen in Moskau weitreichende Wirtschaftsverträge mit Russland unterzeichnen.
Die Regierungsgegner fordern seit Wochen Janukowitschs Rücktritt und einen Westkurs der früheren Sowjetrepublik. Zuvor hatte die Führung eine EU-Annäherung auf Druck Russlands auf Eis gelegt.
Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wärmten sich die Demonstranten auf dem Platz an Feuern. Ruslana und andere Musiker gaben auf einer Bühne ein Konzert. Priester sprachen öffentlich Gebete und sangen mit der Menge stündlich die Nationalhymne.