Der FIFA-Fall zwischen Fakten, Indizien und Spekulationen

Berlin (dpa) - Die Ermittler halten sich nach den Zugriffen in der vergangenen Woche mit weiteren Informationen zum Korruptionsskandal rund um den Fußball-Weltverband etwas zurück. Das gibt auch Raum zu Spekulationen.

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Die Deutsche dpa fasst zusammen, was bislang belegt und bekannt ist, und für was offizielle Bestätigungen fehlen.

Was ist bekannt und offiziell belegt?

- Die Zahl (14) und die Namen der Beschuldigten durch das US-Justizministerium in deren Ermittlungen wegen Korruption, Verschwörung und organisierten Verbrechens unter ihnen die früheren FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo.

- Dass die Schweizer Bundesanwaltschaft davon völlig unabhängig ein von der FIFA selbst beantragtes Strafverfahren wegen der WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 durchführt.

- Dass FIFA-Präsident Joseph Blatter in den Schweizer Ermittlungen kein Beschuldigter ist. Das Verfahren wurde wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie des Verdachts der Geldwäscherei gegen unbekannt eröffnet.

- Dass neben dem FBI, der US-Justiz und den Schweizer Behörden auch die australische Polizei im Zuge von WM-Vergaben Ermittlungen aufgenommen hat. Auch Interpol ist eingeschaltet im Zusammenhang mit den Auslieferungsanträgen der USA. In Südafrika wird geprüft, ob die Spezialeinheit Hawks offizielle Ermittlungen einleitet.

- Dass das ehemalige FIFA-Exekutivkomiteemitglied Chuck Blazer bei den Vergaben der Weltmeisterschaft 1998 und 2010 Bestechungsgeld vermutlich aus Marokko und verbrieft aus Südafrika akzeptiert hat. Laut seinem Geständnis taten dies auch andere Exko-Angehörige.

- Dass eine neue WM-Vergabe, wie von vielen gefordert, nicht so einfach möglich ist. Es bestehen längst Verträge, unabhängig davon, wer nun noch oder ab dem außerordentlichen FIFA-Kongress an der Spitze des Weltverbandes steht.

Was ist nicht offiziell belegt oder bekannt?

- Ob tatsächlich das FBI auch gegen Blatter ermittelt. Berichte des Senders „ABC“ und der Zeitung „New York Times“ wurden von der US-Justiz bislang nicht bestätigt. Sollte es so sein, würde es Blatters zu dem Zeitpunkt (Dienstag) völlig überraschende Rücktrittsankündigung in einem anderen Licht erscheinen lassen.

- Dass das FBI wegen der Vergabe der WM 2018 nach Russland und 2022 nach Katar ermittelt.

- Welche Rolle FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke im Korruptionsskandal spielt. Laut „New York Times“ sind die US-Ermittler der Ansicht, Valcke sei „der hochrangige FIFA-Offizielle“, der 2008 die Zahlung im Zuge von möglicher Korruption um die WM-Vergabe an Südafrika von einem FIFA-Konto auf ein US-Konto überwiesen habe. Die FIFA wies dies zurück. Valcke dementiert energisch. Der mittlerweile verstorbene Julio Grondona soll die aus FIFA-Sicht legale Zahlung angewiesen haben.

- Wer alles als Nachfolger von Blatter kandidieren wird. Gehandelt werden in Medien viele Namen, darunter der seines gescheiterten Herausforderers Prinz Ali bin al-Hussein, von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach oder auch UEFA-Präsident Michel Platini. Offizielle Zusagen, sich der Wahl zu stellen, gibt es bis dato von niemandem.

- Untersuchungen der US-Justiz zu Vermarktungsverträgen rund um die WM 2014 in Brasilien.

- Eine Verstrickung in den Korruptionsskandal WM in Deutschland. Das Sommermärchen von 2006 findet sich bis dato in keiner Ermittlungsakte wieder, jegliche Verdächtigung ist reine Spekulation.