Der große Loriot ist tot
Berlin/Ammerland (dpa) - Deutschlands berühmtester Humorist ist tot. Loriot, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, starb am Montag im Alter von 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See, wie der Diogenes Verlag mitteilte.
Loriot sei zu Hause „sanft entschlafen“, sagte Verlagssprecherin Ruth Geiger. Die Trauerfeier soll im engsten Familienkreis stattfinden.
Politiker und Weggefährten zeigten sich ergriffen und würdigten Loriot als scharf- und feinsinnigen Komiker. Loriot habe den Deutschen das Lachen beigebracht, sagte Bundespräsident Christian Wulff. „Mit Vicco von Bülow verliert unser Land einen seiner bedeutendsten Humoristen und lebensklugen Beobachter menschlicher Schwächen. Wir haben durch Loriot lachen gelernt über die komplizierten und die allereinfachsten Schwierigkeiten des Lebens.“ Sein Tod sei ein „unersetzlicher Verlust“. „Mit seinen Sketchen hat er Fernsehgeschichte geschrieben.“
Der Schauspieler Heinz Meier - in Loriots Sketchen als überforderter Lotto-Millionär Erwin Lindemann bekanntgeworden - nannte Loriot ein „Universal- und Jahrhundertgenie“. „Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der mich derart beeindruckt und inspiriert hat“, sagte Meier der Nachrichtenagentur dpa.
Die Berliner Akademie der Künste verbeugte sich vor ihrem berühmten Mitglied, dem „großen Satiriker“ Loriot. „Mit Vicco von Bülow haben wir den Klassiker des intelligenten und zugleich volksnahen Humors verloren“, sagte Akademie-Präsident Klaus Staeck.
Loriots Szenen voller Sprachwitz und Pointen sind legendär - etwa der Sketch mit der Nudel im Gesicht beim Rendezvous oder der Cartoon „Herren im Bad“ („Die Ente bleibt draußen“). Auch seine beiden Kinofilme „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“ begeisterten Millionen Menschen.
Loriot wurde zunächst mit Knollennasenmännchen in Zeitschriften-Cartoons bekannt. Später kamen die Fernseh-Sketche hinzu, etwa in der ARD-Serie „Loriot I-VI“ in den 70er Jahren. In Sketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot meist selbst als wandlungsfähiger Schauspieler auf, oft mit seiner bereits 2007 gestorbenen Kollegin Evelyn Hamann.
Loriot schrieb legendäre Dialoge von Männern und Frauen, die seiner schlitzohrigen Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen, etwa über das weich- oder hartgekochte Frühstücksei. Außerdem machte er den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär der Fernsehgeschichte unsterblich: Erwin Lindemann, der „seit 66 Jahren“ Rentner ist und vor einem Fernsehteam völlig verwirrt seinen Plan verkündet, mit seiner Tochter und dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal zu eröffnen.
Populär wurde auch das Zeichentrickpärchen Wum und Wendelin in der Fernsehshow „Der große Preis“ mit Wim Thoelke. Auch im Kino hatte Loriot großen Erfolg, der als Künstlername die französische Bezeichnung für das Wappentier der Familie Bülow (Pirol = loriot) wählte. Sein Kinodebüt „Ödipussi“ (1988) zählt zu den meistgesehenen Kinofilmen der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem 1991 die grandiose Rentner-Posse „Pappa ante portas“ folgte. Seine gesammelten Werke als Zeichner und Humorist erschienen im Diogenes Verlag (Zürich).
Der Künstler erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis, die Goldene Kamera, den Karl-Valentin-Orden, den Wilhelm-Busch-Preis und den Ernst-Lubitsch-Preis. Loriot war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Manche nannten den aus Brandenburg an der Havel stammenden Offizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten, auch den „Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung“ oder „Deutschlands komischste Figur“.
Der Termin für die Trauerfeier für den großen Loriot soll nicht bekanntgegeben werden. „Die Familie möchte dies nicht“, sagte Diogenes-Sprecherin Geiger. Bundespräsident Wulff betonte: „Loriot lebt in seinen Werken weiter. Wir werden Vicco von Bülow ein bleibendes Andenken sichern.“