Porträt Carles Puigdemont Der Separatisten-Führer: Vom Nobody zum Schrecken Spaniens
Barcelona (dpa) - Für Carles Puigdemont (54), den Chef der Regierung der spanischen Region Katalonien, ist nun die große Stunde gekommen: Gegen den Willen der Zentralregierung und trotz eines Verbots des Verfassungsgerichts ließ er ein „verbindliches Referendum“ über die Loslösung der Region von Spanien durchziehen.
Der am 29. Dezember 1962 im katalanischen Bergdörfchen Amer geborene Sohn eines Konditormeisters studierte zunächst Philologie und wurde danach Journalist. 1983 überlebte er einen schweren Verkehrsunfall. Die Kopfnarben, die er davontrug, versucht er mit einer in Spanien vielkommentierten Frisur zu verdecken.
In den 1990er Jahren reiste Puigdemont viel nach Südosteuropa, um unter anderem am Beispiel des damaligen Jugoslawiens „Nationen ohne Staat“ zu studieren. Er arbeitete für mehrere Regionalzeitungen und war 1998 Mitgründer der Katalanischen Nachrichten-Agentur. 2004 übernahm er die Leitung des englischsprachigen Blattes „Catalonia Today“ und erst zwei Jahre später trat er in die Politik ein.
Dann ging es aber Schlag auf Schlag: 2011 wurde er zum ersten nichtsozialistischen Bürgermeister der katalanischen Stadt Girona nach der Franco-Diktatur (1939-1975) gewählt. 2015 avancierte er zum Vorsitzenden des einflussreichen „Verbandes der Gemeinden für die Unabhängigkeit Kataloniens“ (MAI), dem rund 750 der insgesamt 948 Bürgermeister der Region angehören. Und im Januar 2016 zum Chef der katalanischen Regionalregierung.