Porträt FDP-Politiker Kubicki will es noch einmal wissen

Kiel (dpa) - Mit 65 denken viele langsam an Abschied. Der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki ist in dem Alter dabei, so richtig durchzustarten. Dabei galt der Jurist aus Schleswig-Holstein lange als Enfant terrible der Liberalen, als ewiger Störenfried aus dem Norden.

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Nun hat sich der FDP-Bundesvize wieder einmal als Erfolgsgarant seiner Partei erwiesen und wird nach zwei kurzen Stippvisiten in früheren Jahren nun definitiv nach Berlin wechseln.

Vor zehn Jahren hat Kubicki nicht nur das Fußballspielen aufgegeben, sondern auch das Motorradfahren - wegen der Verletzungsgefahr. Nach einem Vierteljahrhundert als Fraktionschef im Landtag in Kiel will er nun noch einmal richtig in der großen Bundespolitik mitmischen. Wenn Parteichef Christian Lindner wie angekündigt auch in einer Jamaika-Koalition Fraktionschef bleibt, könnte Kubicki im Seniorenalter zu Ministerehren kommen.

„Jeder weiß, dass Minister zu sein nicht mein Herzenswunsch ist“, sagte Kubicki zuletzt fast gebetsmühlenartig. „Aber grundsätzlich ist neben dem Kanzleramt natürlich das Finanzministerium von besonderer Bedeutung.“ Sollte es in einer Koalition mit CDU und Grünen tatsächlich dazu kommen, könnte der langjährige Verteidiger in Wirtschafts- und Steuerstrafsachen eines seiner Lieblingsthemen angehen: „Ich will mit dafür sorgen, dass das Steuersystem vereinfacht wird“, sagte er vor der Bundestagswahl. Auch die Abschaffung des Soli und der kalten Progression, Änderungen am Bildungssystem und ein modernes Zuwanderungsgesetz sind für Kubicki politisch vordringliche Ziele.

Seinen Nachfolger in Kiel hat sich der streitbare Liberale längst ausgesucht. Der 33-jährige Christopher Vogt soll im Kieler Jamaika-Bündnis die Geschicke der FDP im Landtag verantworten. Sein Kieler Parlamentsmandat will Kubicki voraussichtlich im Dezember aufgeben. Dieses Mal wirklich. Schon zwei Mal war er in den Bundestag gewählt worden und dann auf Dauer doch lieber in Kiel geblieben.

Seit 2013 ist die prägende Figur der Nord-Liberalen stellvertretender Bundesvorsitzender. Auf Bundesebene war der selbstbewusste Rechtsanwalt lange nicht wohlgelitten. Immer wieder gingen spektakuläre Alleingänge und zuweilen harsche Kritik an der eigenen Partei früheren Führungen auf die Nerven. Erst mit dem Wahlerfolg 2012 in Schleswig-Holstein - 8,2 Prozent gegen den Bundestrend - wurde der einstige Querulant zum Hoffnungsträger auch für die Bundespartei.

Auf die „faszinierende Stadt“ Berlin freut sich Kubicki. Dem Norden und seinem Haus mit unverbaubarem Ostseeblick im beschaulichen Strande bei Kiel will er aber treu bleiben. „Ich werde zwar eine Wohnung in Berlin nehmen, aber nicht dorthin umziehen.“