Geschichte Südwall: Stolperstein erinnert an Franziska Wihl

Krefeld · Bildungsministerin Karin Prien aus Schleswig-Holstein kam als Urenkelin zur Verlegung nach Krefeld.

Zur Stolpersteinverlegung am Südwall 22 war auch die Bildungsministerin Karin Prien (M.) aus Schleswig-Holstein nach Krefeld gekommen.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Für die in der Shoa ermordete Franziska Wihl (geborene Hartoch) ist am Südwall 22 ein Stolperstein verlegt worden. Gestiftet hat ihn ihre Familie, die Urenkelin Karin Prien, Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein, und ihre Mutter, Frau Kraus, geborene Wihl. Die beiden Frauen waren mit ihren Familien extra nach Krefeld gereist und bei der Verlegung anwesend – für alle ein sehr bewegender Moment.

Kraus berichtete, ihre Großmutter Franziska noch persönlich kennengelernt zu haben: Franziska Wihl wurde am 17. Februar 1880 in Düsseldorf als Tochter von Rebekka und Salomon Hartoch geboren. Diese zogen 1872 nach Düsseldorf und betrieben am Burgplatz 7 ein kleines Haushaltswarengeschäft. Dieses expandierte schnell, das Warenangebot wurde erweitert und schon kurze Zeit danach konnte an der Bolkerstraße in Düsseldorf ein Warenhaus eröffnet werden. Rebekka und Salomon Hartoch bekamen 13 Kinder. Ab 1890 übernahmen die ältesten Söhne das Warenhaus, welches sie zügig erweiterten und das schließlich in der Düsseldorfer Altstadt eine bemerkenswerte Ausdehnung erreichte.

Nach der Hochzeit zog
Franziska Hartoch nach Krefeld

Franziska Hartoch heiratete am 23. April 1903 in Düsseldorf den aus Krefeld stammenden Julius Wihl (geboren am 3. Mai 1875) und zog zu ihrem Mann in seine Geburtsstadt. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: die am 10. Februar 1904 geborene Tochter Sophie, die jedoch schon im Kindbett verstarb, und den am 24. September 1905 geborenen Sohn Herbert. Nach mehreren Wohnungswechseln zog die Familie 1911 schließlich in das Haus am Südwall 22 in Krefeld. Julius Wihl verstarb am 24. Februar 1919.

Nach seinem Tode leitete seine Witwe die Firma weiter mit dem bisherigen Geschäftspartner ihres Mannes, Ernst Leven. Ihr Sohn Herbert arbeitete nach seinem Schulabschluss und einer kaufmännischen Ausbildung in der Firma als Prokurist, nachdem Leven das Geschäft verlassen hatte.

Herbert Wihl emigrierte im November 1935 in die Niederlande. Seine Mutter folgte ihm am 6. Dezember 1935. Franziska Wihl lebte danach in Amsterdam, im Haus Frederiksplein 6, I. 1943 kam sie in das Lager Westerbork, von dem aus die Nationalsozialisten sie am 6. April 1943 in das Vernichtungslager Sobibor in Polen verschleppten, wo sie ermordet wurde. Herbert Wihl überlebte die Verfolgung und starb 1956 in den Niederlanden.

Sophie Stöbe, ehrenamtliche Schülermitarbeiterin der NS-Dokumentationsstelle, und die Söhne von Prien haben die Verlegung in Krefeld inhaltlich begleitet. Die Biographie wurde recherchiert von Burkhard Ostrowski, Mitarbeiter der NS-Dokumentationsstelle, die Verlegung organisiert durch den Förderverein Villa Merländer. Die Steine wurden von Mitarbeitenden des Kommunalbetriebs Krefeld verlegt.  Red