Geschichte Weitere Stolpersteine erinnern an die NS-Opfer
Krefeld · An sechs Orten in der Stadt wurden auch die Schicksale der Menschen erzählt. Azubis und Schüler halfen bei der Umsetzung des Projekts.
Durch die Initiative verschiedener Spender wurden am Donnerstag weitere 19 Stolpersteine in Krefeld verlegt. Sie erinnern an Menschen, die durch die nationalsozialistische Verfolgung entrechtet, misshandelt, ermordet oder zur Emigration gezwungen wurden.
Erste der sechs Verlegungen war an der Germaniastraße 31. Durchgeführt von Azubis des Kommunalbetriebs und dem Kölner Künstler und Bildhauer Gunter Demnig. Sand wurde geschaufelt, der Stolperstein in dem Boden befestigt und die Zwischenräume mit kleinen grauen Steinen aufgefüllt.
Auf dem ersten Stolperstein ist der Name des Anton Tappesser zu lesen. Er wurde während der Zeit des Nationalsozialismus als Homosexueller verfolgt. Die Schüler der Oberstufe des Gymnasiums Fabritianum trugen dessen Biografie vor. Sie erinnerten an Stationen seines Lebens.
Bis ein Stein verlegt werden kann, dauert es bis zu zwei Jahre – ein langwieriges Verfahren: Die Spendengelder und Verlegungswünsche werden von dem Förderverein in die Wege geleitet. Dann werden historische Informationen von dem Menschen gesammelt, der auf dem Stolperstein verewigt wird. „Die Vorarbeit dauert eineinhalb Jahre“, sagt Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle in Krefeld. „Von Ehrenamtlern werden die Besitzer der Häuser und Wohnungen und die Familie der Person, an die erinnert wird, kontaktiert.“ Im Fall von Anton Tappesser wurde der Stein von einem Familienmitglied gespendet.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der das Projekt „Stolpersteine“ ins Leben gerufen hat, erinnert an den Ursprung der Initiative. „Die Vorarbeit des Projekts begann 1990, 1992 wurde es umgesetzt“, berichtet Demnig. Die glänzenden Messingtafeln werden aus Handarbeit in der Werkstatt Demnigs hergestellt und von ihm persönlich in den Bürgersteig vor der ehemaligen Wohnung des NS-Opfers eingesetzt.
„Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Materialkosten, Kosten für den Bildhauer, die Anfahrt, Abfahrt und die Herstellung ergeben diesen Preis“, sagt Josef Amshoff, ehrenamtlicher Hauptkoordinator des Stolperstein-Projekts in Krefeld. „Es gibt etwa 200 Stolpersteine in Krefeld“, fügt er hinzu.
Die zweite Verlegung fand an der Inrather Straße 22 statt. Dort wurden Steine für die Familie Schaumburger in das Pflaster eingelassen, die Opfer der Shoa wurden – dem Völkermord an den Juden: Mit den Eltern Sabine und Siegmund wurden auch die Kinder Grete und Hans umgebracht. Die Steine wurden von verschiedenen Krefelder Akteuren gestiftet unter anderem von der Marienschule. Die Schüler der Albert-Schweitzer-Schule trugen die Geschichte der Familie vor.
Auf der Klosterstraße 6 wird dank der Stolpersteine nun an Valentin Meyer und seine Frau Wilhelmine erinnert, sowie an seine vier Kinder Emil, Karl, Hedwig und Hilde. Und an Hans Simons und Berthold Simons. Auch diese beiden Familien wurden Opfer der Shoa. Auf der Saumstraße 15 wird an Familie Servos gedacht. Dazu gehören Arthur, Heinz, Kurt, Martha, Josef und sein Bruder Moritz. Arthur und Moritz wurden deportiert, in ein Vernichtungslager verschleppt und ermordet. Weitere Steine erinnern an den Widerstandskämpfer Aurel Billstein und dessen Weggefährten Peter Zanders.
Die Recherchen zu den Steinen wurden durch die Arbeit des Historikers Burkhard Ostrowski, Mitarbeiter der NS-Dokumentationsstelle Krefeld, unterstützt.
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