Deutsche Ruderer wollen Peking-Trauma überwinden
Düsseldorf (dpa) - Nach Peking am Boden, vor London auf Kurs - der Deutsche Ruderverband (DRV) geht mit Schiebewind in die olympische Regatta.
Eine historische Olympia-Pleite wie vor vier Jahren, als der DRV erstmals seit 52 Jahren ohne Gold geblieben war, erscheint unwahrscheinlich. Schon wenige Monate nach der Havarie auf der Regattastrecke im Shunyi Park hatte Verbandspräsident Siegfried Kaidel Besserung gelobt: „Ich möchte in London viermal unsere Nationalhymne hören.“
An diese Prognose wurde Kaidel in den vergangenen Monaten oft erinnert. Schließlich erscheint sie im Nachhinein als übertrieben optimistisch. Und doch könnten sich die im Anschluss an Peking vorgenommenen Umbauarbeiten bezahlt machen. Darauf lassen zumindest die WM-Ergebnisse von Bled 2011 hoffen. Zweimal Gold und zweimal Silber wertete Cheftrainer Hartmut Buschbacher als gutes Omen. Zudem ist der DRV auf dem Dorney Lake von Eton zum zweiten Mal überhaupt nach 2004 in allen 14 Bootsklassen vertreten.
Als größte Gold-Hoffnung gilt der Deutschland-Achter. Seit dem letzten Rang von Peking und damit seit 34 Rennen ist die Crew um Schlagmann Kristof Wilke (Radolfzell) unbesiegt. Auch die Generalprobe für London meisterten die Weltmeister der vergangenen drei Jahre mit Bravour. In beeindruckender Manier verwiesen sie beim Weltcup Ende Mai in Luzern die stärker werdende Konkurrenz aus Großbritannien und Kanada auf die Plätze zwei und drei.
Diese Stabilität beeindruckt selbst einen so erfahrenen Coach wie Ralf Holtmeyer, der schon beim bisher letzten Olympia-Gold des DRV-Paradebootes 1988 in Seoul Regie geführt hatte: „Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt.“
Weitere Medaillen-Kandidaten sind beide Doppelvierer und beide Doppelzweier. Eric Knittel (Berlin) und Stephan Krüger (Rostock) stiegen mit einem Sieg im Doppelzweier beim Weltcup von Luzern sogar in den Kreis der Mitfavoriten auf. Der Männer-Vierer kämpft mit Kroatien um Gold, der Frauen-Vierer musste sich zuletzt nur dem Team aus der Ukraine geschlagen geben.
Als besonders schwierig gelten Prognosen zum Abschneiden von Marcel Hacker. Nach schwachem Saisonstart überzeugte der ehemalige Einer-Weltmeister aus Frankfurt/Main selbst den kritischen DRV-Chefcoach Buschbacher. Der Erfolg beim Weltcup-Finale Mitte Juni in München machte dem zwischenzeitlich verunsicherten Hacker Mut: „Mein Ziel für London kann nur eines sein: die Goldmedaille.“