Traum der Tennis-Stars: Olympia-Gold in Wimbledon
Berlin (dpa) - Die Rasenpfleger müssen Schwerstarbeit verrichten. Nach der Grand Slam-Gala bekommt das geschundene Grün drei Wochen beste englische Pflege, bevor die Tennis-Stars zu einem ganz besonderen Turnier schon wieder nach Wimbledon zurückkehren.
Jedes Olympia-Gold ist heiß begehrt, die Medaillen an der Church Road in London SW 19 scheinen aber sogar für die millionenschweren Stars der Branche einen besonderen Glanz und eine außergewöhnliche Anziehungskraft auszustrahlen.
„Die Kombination ist fantastisch. Wimbledon ist der Heilige Gral des Tennis. Dass die Olympischen Spiele hierher kommen, ist ein Traum, der wahr wird“, sagte Superstar Roger Federer. Durch seinen siebten Wimbledon-Sieg und die Rückkehr auf die Spitzenposition in der Weltrangliste gilt er auch beim olympischen Turnier auf dem heiligen Rasen als Topfavorit.
Die besten Profis wiederum geben dem einstigen Sport-Spektakel der Amateure auch diesmal Glamour: So soll French-Open-Siegerin Maria Scharapowa bei der Eröffnungsfeier die Fahne der russischen Mannschaft tragen. „Die Olympischen Spiele sind ein Kindheitstraum von mir“, sagte Scharapowa. 2004 gelang ihr mit dem Wimbledon-Triumph der internationale Durchbruch.
Novak Djokovic ist als serbischer Fahnenträger vorgesehen, Rafael Nadal wird Spaniens Aufgebot ins Olympiastadion führen, Federer könnte erneut die Schweizer Flagge tragen. Das weltbeste Herren-Trio hat in Wimbledon schon die noch immer prestigeträchtigste Tennis-Trophäe der Welt gewonnen. Olympia-Gold wäre dort für alle einmalig.
Schon 1908 fand das olympische Tennis-Turnier in Wimbledon statt. Direkt nach dem normalen Turnier fehlten jedoch viele Stars. Zudem gab es Hallen-Wettbewerbe im Queens-Club. 100 Jahre später kürten sich Nadal und Federer in Peking zu Olympiasiegern - der Spanier im Einzel, der Schweizer notgedrungen im Doppel. Der 30 Jahre alte Rekordgewinner bei Grand-Slam-Turnieren will in Londons Südwesten endlich sein Einzel-Gold. Djokovic flog vor vier Jahren mit Bronze heim.
Die deutschen Teilnehmer haben zumindest Außenseiterchancen. Sabine Lisicki stand in Wimbledon im Vorjahr im Halbfinale, Angelique Kerber in diesem Jahr. Die deutschen Herren sind im Einzel nur durch Philipp Kohlschreiber vertreten. „Wimbledon ist das Größte im Tennis, Olympia das Wichtigste im Sport insgesamt. Bei beidem nicht nur dabei, sondern auch erfolgreich zu sein, ist ein Wahnsinnstraum“, sagte Lisicki.
Deutsche Medaillengewinner gab es bereits einige, seit Tennis 1988 ins Olympia-Programm zurückkehrte. Gold holten Steffi Graf sowie das Zweck-Doppel Boris Becker/Michael Stich. Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler verloren 2004 in Athen trotz vier Matchbällen das Finale. Silber nahmen auch Tommy Haas 2000 und Graf 1992 mit, Bronze 1996 überraschend das Doppel David Prinosil und Marc-Kevin Goellner sowie 1988 Graf und Claudia Kohde-Kilsch. Erstmals seit 1924 wird diesmal wieder ein Mixed-Wettbewerb ausgetragen.