Die Situation in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria
Abuja (dpa) - Mehr als 900 Menschen sind der bisher schwersten bekannten Ebola-Epidemie in Westafrika bereits zum Opfer gefallen. Ein Überblick über die derzeit betroffenen Länder:
GUINEA hat zwar reiche Vorkommen an Bodenschätzen wie Gold, Diamanten oder Bauxit. Korruption, verwahrloste Infrastruktur und politische Unsicherheit verhindern jedoch bessere Lebensbedingungen für die Bevölkerung. Auch angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ist die wirtschaftliche Lage der etwa 11,5 Millionen Einwohner vor allem in ländlichen Gebieten katastrophal. Die Lebenserwartung in der ehemaligen französischen Kolonie liegt bei knapp 60 Jahren. In dem 246 000 Quadratkilometer großen Land gibt es außerhalb der Hauptstadt Conakry nur wenige geteerte Straßen. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Bergbau.
LIBERIA ist das erste afrikanische Land mit einer demokratisch gewählten Präsidentin. Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf ist seit Januar 2006 im Amt. Der Bürgerkrieg von 1989 bis 2003 hat die Infrastruktur des 111 000 Quadratkilometer großen Landes weitgehend zerstört. Mittlerweile ist es der neuen Regierung gelungen, die Armut der gut vier Millionen überwiegend christlichen Einwohner durch wirtschaftliche Reformen zu mindern. Eine Herausforderung bleibt die hohe Arbeitslosigkeit, vor allen unter Jugendlichen. Zu den reichen Rohstoffvorkommen gehören Gummi, Gold und Tropenholz.
SIERRA LEONE ist mit fast 72 000 Quadratkilometern rund doppelt so groß wie Baden-Württemberg. Es exportiert vor allem Diamanten, Kaffee und Kakao, muss aber Industriegüter und Nahrungsmittel einführen. Trotz großer wirtschaftlicher Fortschritte seit dem Ende des Bürgerkrieges 2002 zählen Jugendarbeitslosigkeit sowie die Sterblichkeit von Kindern und Müttern weiter zu den drängendsten Problemen in dem kleinen westafrikanischen Staat. Die Lebenserwartung der rund 5,7 Millionen überwiegend muslimischen Einwohner liegt bei nur gut 57 Jahren. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Analphabeten.
NIGERIA: Mit mehr als 170 Millionen Einwohnern hat Nigeria die mit Abstand größte Bevölkerung Afrikas. Leben im Norden vorwiegend Muslime, ist der Süden stärker christlich geprägt. Lagos, neben Ägyptens Hauptstadt Kairo die bevölkerungsreichste Stadt des Kontinents, wächst so rasch wie nur wenige andere Metropolen. Schätzungen gehen von derzeit 10 bis 12 Millionen Einwohnern aus. Mehr als die Hälfte von ihnen leben in Elendsvierteln. Dank seiner enormen Ölvorkommen ist Nigeria der wichtigste Ölexporteur des Kontinents. Dennoch leben mehr als die Hälfte der Nigerianer in extremer Armut, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei nur gut 52 Jahren.