Die wichtigsten Köpfe im britischen Wahlkampf
London (dpa) - Bei den britischen Unterhauswahlen liefern sich die konservativen Tories und die Labour-Partei laut Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Hier die wichtigsten Protagonisten:
David Cameron (48/Tories): Geschickter Schachzug oder keine gute Idee? Schon vor der Wahl hat Premierminister David Cameron von den konservativen Tories gesagt, er stehe nur noch für eine Amtszeit zur Verfügung. Cameron ist seit 2005 Parteichef und seit 2010 Hausherr in der Downing Street Nummer 10. Seither tut er sich schwer, den richtigen Weg zwischen Hardlinern in seiner eigenen Konservativen Partei, dem liberalen Koalitionspartner und übergeordneten Interessen zu finden. Cameron ist verheiratet und bekam mit seiner Frau vier Kinder. Der erstgeborene und schwerbehinderte Sohn Ivan starb im Jahr 2009. Zu Camerons Hobbys zählen Tennis und Reiten.
Ed Miliband (45/Labour): Es ist noch gar nicht so lange her, da forderte selbst seine eigene Partei Miliband auf, doch endlich mal Politik zu machen. Lange galt der Labour-Chef, der an Heiligabend Geburtstag hat, in Großbritannien als Spitzenkandidat, den keiner will. Die Briten hielten ihn für ungeeignet: schlecht am Rednerpult, unbeliebt bei den Wählern. Inzwischen ist das anders. Miliband, der politisch lange im Schatten seines Bruders David stand und unter Premier Gordon Brown Energieminister war, hat sich Respekt verschafft und wird inzwischen ernst genommen. Ganz nebenbei avancierte er auch noch zum Teenie-Schwarm. Er gilt dem linken Parteiflügel zugehörig. Miliband ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Nick Clegg (48/Liberal Democrats): Bei der Wahl 2010 wurde Clegg als Chef der Liberaldemokraten Juniorpartner von Premier Cameron, zum Königsmacher, und läutete eine neue Ära ein: Erstmals seit rund 70 Jahren gab es in Großbritannien eine Koalitionsregierung. Clegg gilt als moderner und europafreundlicher Politiker. Für einen Briten ungewöhnlich, spricht der ehemalige Europaabgeordnete vier Fremdsprachen - neben Deutsch auch Niederländisch, Spanisch und Französisch. Bei jungen Leuten kommt Clegg gut an, bei der Arbeiterklasse tut der Mann aus bestem Hause sich allerdings schwer. Wie Tory-Chef Cameron besuchte er Elite-Schulen, studierte in Cambridge. Clegg ist mit einer Spanierin verheiratet. Nach der Geburt des jüngsten Sohnes nahm er Vaterzeit. Seine drei Söhne haben keine englischen Namen, sondern spanische: Antonio, Alberto und Miguel.
Nicola Sturgeon (44/SNP): Die Chefin der Scottish National Party tritt nicht bei den Unterhauswahlen an, könnte aber zur Königsmacherin werden. Laut Umfragen könnte ihre Partei fast alle der 59 schottischen Sitze im Londoner Parlament bekommen. Sturgeon ist die Exotin in diesem Wahlkampf - nicht nur, weil sie aus Schottland kommt und eine Frau ist - sondern vor allem, weil sie ein Kind der Arbeiterklasse ist. Sie wurde als älteste von zwei Töchtern eines Elektrikers im schottischen Irvine geboren. In Glasgow, wo sie mit ihrem Mann lebt, arbeitete sie als Anwältin. Ihre politischen Anfänge hat sie als Atomwaffen- und Thatcher-Gegnerin. „Ich hasste alles, wofür sie stand“, sagte sie einmal. Sturgeon übernahm die Führung in der SNP, nachdem Parteichef Alex Salmond nach dem verlorenen Unabhängigkeitsreferendum zurückgetreten war.
Nigel Farage (51/UKIP): Das frühere Mitglied der Konservativen wurde Anfang der 1990er Jahre Mitbegründer der UK Independence Party (UKIP), die sich für einen EU-Austritt Großbritanniens einsetzt. Sein wichtigstes politisches Ziel: ein Referendum über den Verbleib von Großbritannien in der Europäischen Union. Premier Cameron bezeichnete die UKIP-Mitglieder einst als „Spinner, Irre und heimliche Rassisten“.