Dirk hält Würzburg wach - Jubel in der Heimat

Würzburg (dpa) - Während Dirk Nowitzki auf der Leinwand strahlend den goldenen Meisterpokal in die Höhe stemmt, stehen früh um fünf daheim in Würzburg bei seinem Vater die Gratulanten Schlange.

„Es ist für Dirk etwas ganz Besonderes, weil er jetzt endlich auch in Amerika als echte Sportgröße anerkannt ist“, sagt Jörg Nowitzki am Pfingstmontag im TGW-Sportzentrum gerührt. Dort hat er bei einem der Public Viewings den größten Moment in der Karriere seines bald 33-jährigen Filius miterlebt.

Alle zwei Tage hatte der Vater zuvor mit seinem Sohn telefoniert und sich den Titel so sehr wie er gewünscht. Vor fünf Jahren war der Vater nach der 2:0-Führung von Dallas in der Finalserie in die USA geflogen, danach gewann nur noch Miami. Also blieb er diesmal lieber daheim. „Ich fiebere mit. Wenn das wirklich gelänge... Ich müsste ihn, so alt er schon ist, einfach an die Brust drücken“, meint Jörg Nowitzki, bevor der erlösende 105:95-Sieg der Mavericks in Miami endlich feststeht und sich alle Anspannung löst.

Viele Nachtschwärmer treiben sich am frühen Pfingstmontag durch die Straßen der Würzburger Altstadt, vor einigen Kneipen haben sich Menschentrauben gebildet. Viele Fans sind in Basketball-Trikots gekommen, rufen „Defense“ und „MVP“, als das sechste Finale in Florida beginnt. Bis zum Morgengrauen verfolgen in seiner Heimatstadt Hunderte die spannende Partie und feiern ihr „German Wunderkind“, das auch noch wertvollster Akteur (MVP) der Endspiele wird.

In der Cafeteria des Röntgen-Gymnasium haben sich schon eine Stunde vor dem Sprungball mehr als 80 Anhänger eingefunden. Schüler, Lehrer und Nachwuchssportler wollen hier, an der ehemaligen Schule Nowitzkis, sein wohl wichtigstes Spiel mitverfolgen. Dabei ist auch sein Jugendtrainer Klaus Perneker. Er kann den Trubel gut nachvollziehen: „Das ist ganz groß, was hier gerade passiert. In Würzburg und an der Schule ist man einfach nur stolz auf Dirk.“

Im TGW-Sportzentrum ist die Stimmung angespannt, als es in der ersten Hälfte für Nowitzki nicht läuft. „Dirk braucht jetzt langsam ein Erfolgserlebnis. Wenn er ein paar Punkte gemacht hat, ist er nicht mehr zu halten“, sagt Vater Jörg - und behält am Ende recht.

In den Kneipen der Innenstadt bleibt die Euphorie trotz vergebener Würfe ungetrübt. Bei Musik, Sprechgesängen und Applaus ist es mittlerweile halb vier geworden. Durch die Kneipenfenster versuchen zu spät Gekommene mühsam, Blicke auf die Leinwand zu erhaschen. Als Jörg Nowitzki davon hört, staunt er: „Ich hätte nie gedacht, das Dirk so viele Leute auf die Beine bringt.“

Zwei Minuten vor Spielende beginnt es in Würzburg, hell zu werden - und vor den Leinwänden sitzt kaum einer mehr: Nowitzkis Mannschaft führt mit zehn Punkten, der Kommentar geht im Jubel unter. Diese Nachtschicht hat sich gelohnt, auch für die Fans in Würzburg.