Dokumentation: Erste Nachricht nach der Freilassung
Moskau (dpa) - Der nach zehn Jahren aus der Haft entlassene Kremlkritiker Michail Chodorkowski hat sich erstmals öffentlich zu Wort gemeldet. Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert die Mitteilung in eigener Übersetzung aus dem Russischen.
„Liebe Freunde,
ich habe mich am 12. November an den Präsidenten gewandt mit der Bitte um Gnade angesichts familiärer Umstände und freue mich über die positive Entscheidung.
Die Frage eines Schuldeingeständnisses hat sich nicht gestellt.
Ich möchte allen danken, die alle diese Jahre den Fall Yukos verfolgt haben, und für die Unterstützung, die sie mir, meiner Familie und allen gegeben haben, die zu Unrecht verurteilt worden sind und die immer noch verfolgt werden. Ich freue mich schon sehr auf den Moment, wenn ich meine Familie umarmen und allen meinen Freunden und Kollegen persönlich die Hand schütteln kann.
Ich denke besonders an diejenigen, die weiter in Haft sitzen.
Ich danke besonders Herrn Hans-Dietrich Genscher für seine persönliche Anteilnahme an meinem Schicksal. Zunächst einmal werde ich meine Schuld bei den Eltern, meiner Frau und meinen Kindern begleichen und freue mich sehr darauf, sie zu treffen.
Ich warte auf die Gelegenheit, die bevorstehenden Feiertage mit der Familie zu feiern. Ich wünsche allen ein glückliches neues Jahr und frohe Weihnachten.
Michail Chodorkowski“