Druck auf Italien wächst - Entwarnung für Frankreich
London/Frankfurt/Main (dpa) - Kurz vor dem neuen Gang an den Anleihemarkt bekommt Euro-Sorgenkind Italien einen Schuss vor den Bug. Während die Ratingagentur Fitch Frankreichs Top-Bonität entgegen anderslautenden Spekulationen für 2012 nicht in Gefahr sieht, droht sie Italien mit einer Herabstufung.
Dazu bestünden erhebliche Risiken, sagte David Riley, der bei Fitch als Managing Director für die Bewertung von Staatsanleihen zuständig ist, am Dienstag in London.
Die Drohung kommt mehr als ungelegen, denn Italien muss sich in nächster Zeit große Mengen an frischem Geld besorgen, um auslaufende Anleihen zu bedienen. Am Donnerstag sollen erstmals in diesem Jahr Geldmarktpapiere im Wert von zwölf Milliarden Euro an den Markt gebracht werden. Einen Tag später ein weiteres Paket, das laut Experten bis zu sieben Milliarden bringen soll. Auch Spanien will am Donnerstag aktiv werden und ein neues Papier mit dreieinhalbjähriger Laufzeit auflegen sowie gleichzeitig die Volumina von zwei weiteren Anleihen erhöhen.
Fitch hatte sechs Länder der Eurozone, darunter Italien und Spanien, im Dezember unter verschärfte Beobachtung gestellt und überprüft derzeit deren Ratings. Zum Monatsende sollen die Ergebnisse bekanntgegeben werden. Für Italien ein kritischer Zeitpunkt: Im Februar laufen Anleihen im Wert von mehr als 50 Milliarden Euro aus.
Riley sagte am Rande der Präsentation des „European Credit Outlook 2012“, dass angesichts der Schuldenkrise in Europa ein „Brandschutzwall“ für Italien fehle. Dies sorge im Hinblick auf das Länder-Rating für „ernsthafte Bedenken“.
Dagegen ist eine Herunterstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs in diesem Jahr nach Aussagen des Unternehmens unwahrscheinlich. Fitch hatte das französische „AAA“-Rating erst am 16. Dezember bestätigt, zugleich allerdings den Ausblick für das Land von „stabil“ auf „negativ“ gesetzt. Das bedeutet, die Chancen für eine Herabstufung in den nächsten beiden Jahren liegen etwas über 50 Prozent. Das neue positive Signal für Paris trug zur Erholung des Euro bei, der am Dienstag zeitweilig den Sprung über 1,28 US-Dollar schaffte.
Schon am Mittwoch will Deutschland fünfjährige Anleihen mit einem Volumen von rund vier Milliarden Euro versteigern. Zum Wochenauftakt hatte der Bund Schuldverschreibungen erstmals zu einem Negativzins am Geldmarkt platzieren können. Anleger zahlten sogar noch drauf, weil sie die Anlagen als besonders sicher einschätzen.
Problemlos liefen auch die Staatsanleihen-Verkäufe von Österreich und den Niederlanden am Dienstag: Österreich sammelte 1,2 Milliarden Euro ein. Die Nachfrage nach den bis 2016 und 2022 laufenden Titeln war rund zweimal so hoch wie das Angebot. Die Durchschnittsrenditen betrugen 2,213 beziehungsweise 3,322 Prozent. Im zehnjährigen Laufzeitbereich liegt das Niveau damit etwas höher als am Sekundärmarkt, wo umlaufende Anleihen gehandelt werden. Experten zufolge könnte das starke Engagement der österreichischen Banken im pleitebedrohten Ungarn Investoren beunruhigen.
In den Niederlanden waren dreijährige Staatstitel innerhalb von zehn Minuten vergriffen. Insgesamt nahmen die Niederlande 3,1 Milliarden Euro mit der Emission ein. Die durchschnittliche Rendite lag bei 0,853 Prozent.
Außerdem hat sich das hochverschuldete Griechenland am Dienstag kurzfristig 1,625 Milliarden Euro mit 26 Wochen Laufzeit an den Finanzmärkten beschafft. Der Zinssatz liegt bei 4,90 Prozent und ist damit etwas niedriger als im vergangenen Dezember, als Griechenland sich eine ähnliche Summe lieh. Das hoch verschuldete Land leiht sich immer wieder für kurze Zeit Summen am Geldmarkt, um kleinere Löcher im Haushalt zu stopfen. Es hängt seit mehr als einem Jahr am Tropf der Rettungshilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF).