Eagles of Death Metal planen Rückkehr ins „Bataclan“

Paris (dpa) - „Ich kann es nicht erwarten. Unsere Freunde kamen dorthin, um Rock'n Roll zu sehen, und starben. Ich will wieder dorthin gehen und leben.“ Verzweiflung liegt in seiner Stimme, nur stockend kann Jesse Hughes über die Terrornacht im Pariser Musikclub Bataclan sprechen, in der dort 90 Menschen starben.

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Hughes ist der Frontmann der US-Band Eagles of Death Metal, die gerade ihren sechsten Song spielt, als drei Selbstmordattentäter den Saal stürmen und ein schreckliches Blutbad anrichten.

Fast zwei Wochen danach versuchen Hughes und seine Bandmitglieder, die Fragen von „Vice“-Gründer Shane Smith zu beantworten. Sie schaffen es kaum und müssen das Interview mehrfach unterbrechen. „Ich dachte, der Verstärker kackt ab““, erinnert sich Drummer Julian Dorio an die ersten Sekunden, „doch die Schüsse waren so heftig“. Gitarrist Eden Galindo: „Wir wussten nicht, was geschah.“ Jeder habe versucht, von der Bühne zu kommen.

Besonders Hughes wirkt gezeichnet, ist oft den Tränen nahe. Der stark tätowierte Rocker guckt kaum auf, zupft immer wieder an seinem kurzen Bart. Er sei zum Umkleideraum gelaufen und habe seine Freundin Tuesday gesucht. Mehrere Menschen hätten sich dort hin geflüchtet, die Attentäter hätten jedoch alle getötet, „außer einer Person, die sich unter meiner Lederjacke versteckt hat“. „Einer der Täter drehte sich zu mir um.“ Er habe auf ihn gezielt, die Kugel sei aber gegen den Türrahmen geschlagen.

„Sie schossen sofort“, berichtet Tontechniker Shawn London, der noch am nächsten zum Eingang stand. Einer schrie: „Allah-o-Akbar“ (Allah ist groß). Da wusste ich, worum es ging.“ Alles schrie, Verletzte und Tote um ihn herum, überall nur Blut. „Sie luden immer wieder.“ Auch er sah sich plötzlich einem Täter gegenüber: „Er traf das Mischpult, die Regler sind überall hingeflogen.“ Er selbst habe sich auf den Boden geworfen und sei mit anderen durch die zersplitterten großen Glastüren am Eingang des Bataclan entkommen.

Auch die anderen Bandmitglieder und Tuesday konnten entkommen, ihnen gelang die Flucht durch einen Seiteneingang. Doch eines der Crewmitglieder schaffte es nicht - Merchandising-Manager Nick Alexander starb im Kugelhagel. Er habe nicht nach Hilfe gerufen, „weil er nicht wollte, dass irgendwer anderes verletzt wird“. Hughes bricht in Tränen aus, als er sich an die Geschehnisse erinnert: „Ich fühlte mich so schuldig.“ Er habe Bandmitglieder auf der Bühne zurückgelassen - auch Bassist Matt McJunkins. „So viele haben sich vor andere gestellt“. Er denke, deshalb seien so viele getötet worden.

Hughes sitzt bei dem Interview in der Mitte zwischen Galindo und McJunkins, sucht bei ihnen immer wieder Halt. Schließlich holt er seinen Freund, Schlagzeuger Joshua Homme, hinzu. Beide haben die Band zusammen 1998 gegründet, die lauten, teils psychedelischen Rock spielt. Die Vorstellung im Bataclan war ausverkauft, 1500 Menschen drängten sich im Saal.

Ausgerechnet bei diesem Auftritt war Homme nicht dabei. Ihn hatte die Band per Handy in der Nacht von einer Polizeistation angerufen, nachdem sie entkommen war. Er habe es zunächst nicht begreifen können, erzählt Homme. Im Gespräch mit „Vice“ sitzen Homme und Huges dicht nebeneinander. Homme hält eine Liste mit den Namen der Toten in den Händen. „Ich wünschte, ich könnte mit ihren Eltern reden.“ Was er ihnen sagen würde? Josh zuckt mit den Schultern, seine Worte stocken. „Vielleicht ist da gar nichts, was ich wirklich sagen könnte ... Vielleicht ist es auch okay, dass es keine Worte dafür gibt, vielleicht sollte es keine Worte dafür geben.“

Hughes kann sich die Namen kaum anschauen, die Männer müssen sich gegenseitig stützen. „Ich will die erste Band sein, die im „Bataclan“ spielt, wenn es wieder öffnet“, sagt er. Josh: „Wir müssen die Tour zu Ende bringen“, gibt er sich entschlossen. „Es wird eine lange Zeit für jeden brauchen, um zu begreifen, was zu tun und was geschehen ist und warum.“ Und wieder müssen sie das Gespräch unterbrechen.