Empört euch! Wenn aus Witzen diplomatische Krisen werden

Berlin (dpa) - Kommt ein Botschafter ins Außenministerium: So müsste man den Witz beginnen, der sich in diesen Tagen ereignet - der NDR macht eine Satire, der türkische Präsident empört sich. Ähnliche Beispiele:

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- In „Rudis Tagesshow“ macht sich Rudi Carrell in den 1980er Jahren über Prominente lustig - und besonders gerne über Politiker. Doch bei seinem Beitrag zum achten Jahrestag der Islamischen Revolution im Iran hört für den Botschafter des Landes der Spaß auf. In einem kurzen Video zeigt Carrell im Februar 1987 Revolutionsführer Ajatollah Chomeini, wie er scheinbar mit Dessous beworfen wird - natürlich nur ein Gag. Die Reaktion: Der Iran weist zwei deutsche Diplomaten aus und schließt vorübergehend das Goethe-Institut in Teheran. Carrells Familie wird anschließend von der Polizei beschützt.

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- „Schurken, die die Welt beherrschen wollen“: In diese wenig schmeichelhafte Kategorie sortiert die „taz“ im Juni 2006 den damaligen polnischen Präsidenten ein. In einem Satire-Artikel schmäht sie den mittlerweile verstorbenen Lech Kaczynski unter anderem als „Polens neue Kartoffel“. Kaczynski selbst erbost sich im Radio, mit diesem Artikel seien „alle Grenzen überschritten“ worden. Die Warschauer Staatsanwaltschaft nimmt sogar Ermittlungen wegen möglicher Beleidigung des Präsidenten auf.

- Zwei Journalisten, ein Staatschef und ein tödliches Gift: Das sind die Zutaten des Hollywood-Films „The Interview“. Ein Reporter-Duo soll darin im Auftrag des CIA den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un töten. Noch bevor der Streifen im Dezember 2014 in die US-Kinos kommt, greifen Cyberkriminelle das Filmstudio Sony Pictures an und entwenden massenhaft Daten. Das FBI verdächtigt Hacker aus Nordkorea der Tat. Trotz offizieller Proteste der nordkoreanischen Regierung läuft „The Interview“ schließlich in den Kinos.