Experte: Bautechniker haben Schlimmeres verhindert

Kassel (dpa) - Bei dem gewaltigen Erdbeben in Japan haben aus Expertensicht die Bauweise der Häuser und die gut qualifizierten Bautechniker eine noch größere Katastrophe verhindert.

„Es hat kaum Einstürze gegeben. Die größten Schäden sind nicht durch das Erdbeben, sondern durch den anschließenden Tsunami entstanden“, sagte Prof. Uwe Dorka vom Fachbereich Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen der Universität Kassel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dorka forscht zur Haltbarkeit von Gebäuden bei Erdbeben.

Der Standard beim Neubau von Stahlbeton-Gebäuden sei weltweit etwa gleich. „Aber die Ausführung der Arbeiten ist in den Ländern sehr unterschiedlich“, sagte Dorka. Im Knotenpunkt von Rahmen und Trägern müssen beim Bau Stahlleitungen sehr genau verlegt werden. „Sonst wirken sie bei Erdbeben nicht mehr so wie sie sollen.“

Je besser ein Bauarbeiter ausgebildet sei und je genauer er arbeite, desto besser seien Gebäude gegen Erdbeben geschützt. „Eine genaue Zeichnung hilft nicht, wenn sie nicht umgesetzt wird.“ Ob richtig gearbeitet wurde, sei im Nachhinein nicht mehr festzustellen. „Ein Erdbeben ist ein Großversuch, der alle Fehler findet - leider erst hinterher“, sagte Dorka.

Seine Sorge gelte den Industriegebäuden, vor allem der chemischen Industrie. „Die Nachwirkungen bei Einstürzen wie Gaswolken, Brände oder chemische Reaktionen können große Schäden anrichten.“

Das Beben am Freitag in Japan hatte eine Stärke von 8,9. Im Gegensatz zu Japan gehöre China bei ausgebildeten Bau-Fachkräften noch zu den Entwicklungsländern, sagte Dorka. Bei einem Erdbeben in Südwestchina mit einer Stärke von 5,8 waren am Tag vor dem Beben in Japan mehr als 1200 Häuser eingestürzt. In China seien viele Bauarbeiter gar nicht ausgebildet.