Experte: Brandschutz wird oft zu spät geplant

Berlin (dpa) - Der Brandschutz wird beim Planen von Großprojekten wie dem Hauptstadtflughafen nach Expertenmeinung zu häufig auf die leichte Schulter genommen. Fast immer zeige erst die Abnahme am Ende von Bauarbeiten, dass dem Thema zu wenig Beachtung geschenkt wurde.

Das sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Technischer Brandschutz, Wolfram Krause, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Dass sie zur Verhinderung des Betriebes führt, deutet darauf hin, dass in der Planung nicht alles optimal gelaufen ist. Dann müssen sich die Verantwortlichen die Frage stellen, ob sie die richtigen Prioritäten gesetzt haben.“

„Der Brandschutz ist eine der komplexesten Angelegenheiten überhaupt, die eine Fülle von Knowhow erfordert“, sagte Krause. „Einzelne schwache Elemente können das gesamte System infrage stellen“, wie man etwa bei dem schweren Flughafenbrand 1996 in Düsseldorf festgestellt habe. Allerdings „sieht man erst, wenn alles eingebaut ist, ob der Betrieb im Katastrophenfall gewährleistet ist“.

Im Idealfall kämen alle Sicherheitsmaßnahmen aus der Hand eines Unternehmens. Um zu sparen würden Aufträge für Brandschutzprodukte aber meist „an einen bunten Flickenteppich“ von Firmen gehen. „In der Praxis kommen da viele Pläne unterschiedlicher Gewerke zusammen und man merkt erst im Zusammenspiel, dass sie sich nicht richtig abgestimmt haben“, sagte Krause. Langwierige Nacharbeiten seien dann keine Seltenheit. Oft versuchten die Bauherren und Betreiber auch, die Abnahme noch „auf dem Verhandlungswege“ zu erreichen.

In jüngster Zeit werden die Abnahmen des Brandschutzes seiner Ansicht nach wegen vieler negativer Erfahrungen deutlich ernster genommen. „Heute ist man nicht mehr so locker. Das ist auch gut so. Vom Sicherheitswert ist das sehr begrüßenswert“, sagte Krause. Es sei schließlich nicht außergewöhnlich, dass in großen Neubauten anfangs auch mal ein Brand auftrete. „Da möchte man die Sicherheit doch an erster Stelle sehen.“

Dabei seien die Brandschutzverordnungen in den vergangenen Jahren nicht strenger geworden. „Aber die Verantwortung wurde eher auf den Betreiber verlagert. Bei denen wird auch die Risikosituation anders bewertet als früher. Heute kann man sich da nicht mehr aus der Verantwortung stehlen“, sagte Krause. Zudem hätten die Gutachter heute viel mehr das Sagen.