Extra: „Größte Realityshow“: Webcam im Wahllokal
Moskau (dpa) - Für Kritiker war es die „größte Realityshow aller Zeiten“: Erstmals haben sich am Sonntag Millionen User während der russischen Präsidentenwahl live in die Wahllokale geklickt. Möglich machte dies ein umstrittenes Mammutprojekt von Regierungschef Wladimir Putin.
Der ließ landesweit Webcams vor Wahlurnen und Wahlkabinen montieren. Für eine bessere Kontrolle, hatte Putin argumentiert. Telekommunikationsminister Igor Schtschogolew sprach am Wahltag von einem Erfolg. Opposition und Experten kritisierten dagegen das Projekt als Augenwischerei und „Big Brother nonstop“. Sie befürchten, dass die Protokolle gefälscht werden, wenn die Kameras ausgeschaltet sind. Zudem sei ein Mitschnitt in vielen der rund 96 000 Wahllokalen verboten - etwa in Gefängnissen, Kliniken oder Kasernen.
Am Tag vor der Wahl übertrugen die Kameras ungeplant Szenen, die kaum im Sinne Putins gewesen sein dürften. Tausende wurden im Internet Zeugen, als in manchen noch geschlossenen Wahllokalen kräftig getanzt und gefeiert wurde.
Mindestens 330 Millionen Euro kostete die Initiative - in einem Land, in dem für viele Menschen nicht einmal medizinische Grundversorgung garantiert ist.