Fall Edathy: Staatsanwaltschaft prüft weitere Ermittlungen

Hannover (dpa) - Der Fall Edathy wird vermutlich weitere Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hannover zur Folge haben. Dabei würde es um den Verdacht gehen, dass Sebastian Edathy (SPD) vor drohenden Ermittlungen gewarnt wurde.

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„Sicherlich wird man dem nachgehen müssen“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker, der Nachrichtenagentur dpa.

Der frühere niedersächsische Innenminister Heiner Bartling (SPD) hatte dem NDR gesagt, dass Edathy ihm von einem Informanten berichtet habe, der ihn vor den Ermittlungen gewarnt habe. Möglich ist, dass die Staatsanwaltschaft deshalb wegen Strafvereitelung gegen Unbekannt ermitteln wird. Gegen den früheren Bundestagsabgeordneten Edathy läuft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie.

„Er hatte Informanten oder einen Informanten, die ihm gesagt haben, da läuft etwas gegen Dich, was zu einem Ermittlungsverfahren führen kann“, sagte Bartling dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) mit Verweis auf ein Telefongespräch mit Edathy in der vergangenen Woche.

Edathys Anwalt hatte sich schon im November 2013 bei den Ermittlern erkundigt, ob mit Verfahren gegen seinen Mandanten zu rechnen sei und sich auf entsprechende Gerüchte bezogen. Spekuliert wird, ob Edathy kurz vor den Durchsuchungen am 10. Februar einen konkreten Tipp bekommen hatte. Denn in den Büros des 44-Jährigen fanden sich nach Darstellung der Ermittler kaum verwertbare Materialen. Die SPD-Spitze in Berlin, Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und zahlreiche Ermittler waren über den Fall informiert, noch ehe die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet hatte.

Unterdessen verständigten sich Vertreter der Staatsanwaltschaften aus Hannover und Berlin über das weitere Vorgehen in dem Komplex. So prüft die Behörde in Berlin, ob gegen den früheren Bundesminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wegen Verdachts auf Geheimnisverrat ermittelt wird. Friedrich hatte in damaliger Funktion als Innenminister SPD-Chef Sigmar Gabriel im Oktober mitgeteilt, dass Edathys Name bei internationalen Ermittlungen aufgetaucht sei. Friedrich trat deswegen am Freitag zurück.