Flüchtlingsandrang in Bayern hält an
Passau (dpa) - Der Flüchtlingsandrang in Bayern hat am Wochenende angehalten, war aber nicht mehr so dramatisch wie vor einigen Tagen.
„Am Samstag kamen etwa 7300 Menschen über die österreichische Grenze nach Deutschland, am Sonntag erwarten wir ein ähnliches Niveau“, sagte der Sprecher der Bundespolizeidirektion München, Stefan Brandl, am Sonntag. Schwerpunkte bei der Einreise waren erneut der Raum Passau sowie Freilassing.
Vor einigen Tagen wurden noch alleine im Raum Passau bis zu 7000 Menschen gezählt. Am Sonntag erwarteten die Einsatzkräfte dort bis zum Abend ähnlich viele Flüchtlinge wie am Vortag, als etwa 4500 gekommen waren. An den oberbayerischen Übergängen Laufen und vor allem Freilassing kamen am Samstag weitere etwa 2700 Flüchtlinge an. Angesichts des Rückgangs hatten die meisten Notquartiere am Wochenende noch Platz.
Stärker war der Andrang der Flüchtlinge jedoch im österreichischen Kufstein. Daher wurde der Zugverkehr nach Rosenheim in der Nacht zum Sonntag gestoppt. Ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Rosenheim sagte, er werde erst aufgenommen, wenn wieder Platz für weitere Flüchtlinge sei. Bis zum frühen Sonntagnachmittag war dies aber nicht der Fall.
Deutschland und Österreich hatten den Zustrom der Flüchtlinge an der Grenze neu geregelt. Sie hatten sich darauf geeinigt, ausschließlich an den fünf Grenzübergängen Wegscheid, Neuhaus am Inn, Simbach am Inn, Laufen und Freilassing sogenannte Übergabe- und Kontrollstellen einzurichten. Dadurch hatte sich die Situation für die Flüchtlinge deutlich verbessert. Die Menschen müssen nicht mehr, wie noch Tage zuvor, stundenlang in der Kälte stehen. An sämtlichen Übergängen wurden große, beheizbare Zelte aufgebaut.
„Das ist ein klares Zeichen, dass der Zustrom größer werden wird“, sagte der Bürgermeister von Neuhaus am Inn, Josef Schifferer (CSU). Er rechnete für seine Stadt mit einer Zunahme der Flüchtlinge um das Dreifache. Der Bürgermeister von Freilassing, Josef Flatscher (CSU), bat in einem Brandbrief Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eindringlich, die Grenzstadt im Berchtesgadener Land zu entlasten. Er schlug vor, die Grenzkontrollen und Flüchtlingstransporte sollten von Österreich aus durchgeführt werden. Zudem forderten sämtliche Stadtoberhäupter der betroffenen Städte die Reaktivierung des Drehkreuzes München.
Ein starker Rückgang des Zustroms ist in den kommenden Tagen nicht zu erwarten. In Österreich warteten am Sonntag mehrere tausend Flüchtlinge auf den Weitertransport Richtung Deutschland. An der Sammelstelle in Spielfeld an der Grenze Österreichs zu Slowenien zählten die Behörden etwa 2300. Die slowenischen Behörden berichteten von rund 8000 Neuankömmlingen allein am Samstag. Auch in Kroatien kamen nach Angaben des Innenministeriums am Sonntag wieder Tausende an.