Fragen & Antworten: Anschläge und Sicherheit bei der EM

Die Explosionen in der Ukraine schrecken auf: Was bedeuten die Anschläge im EM-Gastgeberland für die Sicherheit von Teams und Touristen beim nahenden Fußball-Großereignis?

Berlin (dpa) - Bis zur Fußball-Europameisterschaft sind es noch gut 40 Tage. Da erschütterten am Freitag im Co-Gastgeberland Ukraine vier Bombenanschläge die Industriemetropole Dnjepropetrowsk, mehrere Menschen wurden verletzt. Die Geburtsstadt der inhaftierten Ex- Regierungschefin Julia Timoschenko ist kein EM-Spielort - dennoch ist die Sicherheitslage vor dem Großereignis in den Blick gerückt.

Sind nach den Anschlägen Änderungen am Sicherheitskonzept geplant?

Die UEFA sieht keinen Grund für Änderungen des Sicherheitskonzepts. „Diese Ereignisse beeinträchtigen in keiner Weise das Vertrauen der UEFA in die von den ukrainischen Behörden geplanten Sicherheitsmaßnahmen für die UEFA EURO 2012, die ein heiteres Turnier ohne Zwischenfälle gewährleisten werden“, hieß es am Freitagnachmittag aus der Verbandszentrale im schweizerischen Nyon. Für eine Bewertung der Sicherheitslage sollen Untersuchungsergebnisse der ukrainischen Behörden abgewartet werden.

Wer ist für die Sicherheit der Fußball-Mannschaften zuständig?

Die Verantwortung für die Sicherheit des Turniers liegt bei den Gastgeberländern Polen und Ukraine. Der europäische Fußballverband UEFA kooperiert als Veranstalter mit den staatlichen Institutionen. Polizei und Militär sind in beiden Ländern im Einsatz, um die 16 Teams und ihre Delegationen zu schützen. Der Deutsche Fußballbund (DFB) engagiert bei Länderspielen und Turnieren stets einen eigenen privaten Sicherheitsdienst mit zwei bis sechs Leuten. Sie kommen am DFB-Quartier vor den Toren Danzigs und auf dem Weg zu Spielen und zum Training zum Einsatz. Das soll einen reibungslosen Ablauf garantieren und das Team vor Störungen durch Fans oder Journalisten abschirmen.

Wie wappnet sich die Ukraine?

Um die Sicherheit bei der EM zu gewährleisten, hat die Ukraine früh ausländische Experten zur Beratung ins Land geholt. Schwerpunkt war zum Beispiel, die Eskalation von Konflikten mit gewaltbereiten Fans etwa durch den Einsatz von Pferdestaffeln zu vermeiden. Daneben hielten Anti-Terroreinheiten regelmäßig Übungen ab - sie befreiten vor laufenden Kameras „Geiseln“ aus besetzten Hotels oder trainierten die Beendigung von Flugzeugentführungen. Die Ex-Sowjetrepublik beriet sich auch mit Spezialisten der Nato und von Interpol. Allgemein wurden die Sicherheitsmaßnahmen als ausreichend eingestuft.

Wie schätzt das Auswärtige Amt die Lage ein?

Kurz nach den Anschlägen in Dnjepropetrowsk haben die deutschen Diplomaten ihre Bewertung aktualisiert. Hieß es auf der Internetseite des Auswärtigen Amts zuvor: „Für die Ukraine bestehen derzeit keine landesspezifischen Sicherheitshinweise“, wurde am Freitagnachmittag als neuer Hinweis eingestellt: „Reisenden in der Region wird geraten, besondere Vorsicht walten zu lassen und die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen“. Eine Sprecherin sagte, das Ministerium und die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Kiew beobachteten die Lage und die weitere Entwicklung sehr aufmerksam.

Was sollten Reisende und EM-Besucher generell beachten?

In seinen allgemeinen Informationen für Touristen erläutert das Auswärtige Amt: „Die Mehrheit der Reisenden erlebt die Ukraine als sicheres Reiseland.“ Dennoch wird auch auf Kriminalität hingewiesen. Seit einiger Zeit gebe es mehr Übergriffe auf Ausländer, besonders mit nichteuropäischem Aussehen. „Zwar stellen solche Vorkommnisse die Ausnahme dar; es wird dennoch allen Reisenden empfohlen, Umsicht walten zu lassen“, heißt es auf der Ministeriumsseite. Hingewiesen wird auch auf Gepäckdiebstahl bei Flugpassagieren oder ein „erhöhtes Unfallrisiko“ bei nächtlichen Autofahrten über Land. EM-Besucher informiert die deutsche Botschaft unter anderem: „Der Einsatz von Feuerwerkskörpern ist in ukrainischen Stadien verboten.“