Fragen & Antworten: Zerstörung aus dem All
Berlin (dpa) - Es sind Szenen wie aus Katastrophenfilmen: Ein Meteorit mit langem Schweif stürzt auf die Erde und verletzt zahlreiche Menschen. Aber dieses Mal ist es nicht Science-Fiction - sondern Realität.
In der etwa 1500 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Region Tscheljabinsk wurden bei dem Absturz am Freitagmorgen massive Schäden angerichtet.
Warum wurde der Meteorit nicht vorher entdeckt?
Er war wohl einfach zu klein. Abstürzende Meteoriten von geringer Größe lassen sich laut Esa-Ingenieur Rainer Kresken nur schwer vorher erkennen. „So ein Objekt, wie da in Russland runtergekommen ist - das maximal vielleicht einen Meter groß war, würde ich schätzen, oder zwei - ist mit den heutigen Mitteln der Technik praktisch nicht zu entdecken vorher“, sagte der Raumfahrtingenieur der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) dem Fernsehsender n-tv.
Wie oft stürzen überhaupt Meteoriten auf die Erde?
Ein Meteoriten-Absturz ist keine Seltenheit. Im Gegenteil: „Das passiert signifikant häufiger als ein Mal im Jahr“, sagte Heiner Klinkrad von der Esa-Abteilung Weltraumrückstände. Die meisten dieser Gesteine von Größen unter einem Meter Durchmesser schlügen allerdings im Meer ein oder auf unbewohntem Gebiet, hieß es bei der Esa weiter. Ein Einschlag mit vielen Verletzten ist allerdings neu. „Das ist das erste Mal, dass das passiert ist - zumindest soweit wir das dokumentiert haben“, sagte Esa-Experte Detlef Koschny.
Lassen sich Einschläge von Brocken aus dem All verhindern?
Vermutlich schon, wenn es genug Vorlaufzeit gibt. Asteroidenforscher Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sieht drei Varianten. Hat man ein paar Jahre Zeit, könnte man zum Beispiel eine Raumsonde in die direkte Nähe des Brockens bringen. Ihre Gravitation würde sich auf den Asteroiden auswirken und ihn ganz langsam von seiner ursprünglichen Flugbahn ablenken. Diese Möglichkeit wird derzeit in den USA untersucht. Variante zwei: Wie im US-Actionfilm „Armageddon“ forschen Russen zu einer nuklearen Explosion unmittelbar auf oder neben einem Asteroiden. „Diese Möglichkeit wird aber sehr kontrovers gesehen“, sagt Harris. Version drei: Die Idee ist es, eine Raumsonde auf dem Asteroiden einschlagen zu lassen und ihn dadurch von seiner Bahn abzubringen. „Sehr realistisch“, urteilt Harris.
Was hat der abgestürzte Meteorit mit dem Asteroiden „2012 DA14“ zu tun?
Der Absturz und der vorbeifliegende Asteroid fallen zwar auf den selben Tag, haben aber nichts miteinander zu tun. „Das ist ein faszinierender Zufall. Aber er erinnert uns daran, was da draußen noch so alles rumfliegt und von uns erforscht werden soll“, sagte Dante Lauretta am Freitag im Informationskanal der US-Weltraumbehörde Nasa. „Aber die beiden Objekte haben definitiv nichts miteinander zu tun, weil sie aus ganz unterschiedlichen Ecken des Sonnensystems kommen.“
Warum gab es so schnell Bilder und Video von dem Meteoriten?
Das hat mit den Autofahrern in Russland zu tun. Viele haben an den Frontscheiben ihrer Wagen eine Videokamera fest installiert. Damit sichern sie sich etwa gegen die Willkür korrupter Verkehrspolizisten ab - wenn diese zum Beispiel behaupten, man sei bei Rot über eine Ampel gefahren. Auch bei Verkehrsunfällen dokumentieren die Aufnahmen oft, wer der echte Schuldige ist. Durch die Filmerei im Straßenverkehr fangen die Fahrer auch immer wieder ungewöhnliche Motive ein, wie nun den Ural-Meteoriten.