Frankreich diskutiert neue Entwicklung
Paris (dpa) - Parteifreunde des wegen versuchter Vergewaltigung angeklagten Dominique Strauss-Kahn sehen nach den jüngsten Entwicklungen Chancen auf eine Rückkehr in die französische Politik.
Der ehemalige sozialistische Premierminister Lionel Jospin bezeichnete die aufkommenden Zweifel an der Hauptbelastungszeugin am Freitagmorgen als „Donnerschlag“. Sollte der frühere Währungsfonds-Chef völlig entlastet werden, sei es an ihm und der Partei, über die Zukunft zu entscheiden. Der frühere Kulturminister Jack Lang erklärte: „Wenn sich die Neuigkeiten aus New York bestätigen, wäre das eine große Freude.“
Der 62-Jährige war bis zu seiner Verhaftung Mitte Mai einer der aussichtsreichsten möglichen Kandidaten der sozialdemokratischen PS für den französischen Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Frühjahr. Es galt als nahezu sicher, dass er bei den Vorwahlen der Sozialistischen Partei nach US-amerikanischem Vorbild antreten würde. Mit Michèle Sabban forderte am Freitag eine erste PS-Politikerin, die Vorbereitungen für die Abstimmung im Herbst zunächst auszusetzen. Strauss-Kahn müsse die Chance bekommen, sich zu den Entwicklungen zu äußern, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Sabban hatte bereits nach der Verhaftung ihres Parteifreundes ein Komplott in Erwägung gezogen.
Die jüngsten Diskussionen über den „Fall Strauss-Kahn“ löste ein Artikel in der Tageszeitung „New York Times“ aus. Sie schreibt in ihrer Freitagsausgabe, dass es erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin gebe. Das Zimmermädchen eines New Yorker Hotels wirft dem Franzosen einen Vergewaltigungsversuch vor.
Strauss-Kahn sollte an diesem Freitag wieder vor Gericht erscheinen - zweieinhalb Wochen vor dem ursprünglichen Termin. Nach Angaben der „New York Times“ wollen die Anwälte des 62-Jährigen mit Hinweis auf die neuen Erkenntnisse Hafterleichterungen durchsetzen. Der Hausarrest solle aufgehoben werden.