Friedensnobelpreis an Frauen aus Liberia und Jemen
Oslo (dpa) - Friedensnobelpreis für den Kampf um Gleichberechtigung: Drei Frauen aus Afrika und der arabischen Welt werden in diesem Jahr für ihren Einsatz gegen Krieg, Gewaltherrschaft und Unterdrückung des eigenen Geschlechts ausgezeichnet.
Die Geehrten sind Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf, die Menschenrechtlerin Leymah Gbowee - ebenfalls aus dem ehemaligen Bürgerkriegsland in Westafrika - sowie die Journalistin Tawakkul Karman aus dem Jemen. Die Ehrung Karmans gilt auch als Unterstützung für den „arabischen Frühling“.
Die diesjährigen Preisträgerinnen wurden am Freitag vom Nobelpreis-Komitee in Norwegens Hauptstadt Oslo bekanntgeben. Erstmals in 110 Jahren ging der Friedensnobelpreis damit an drei Frauen zugleich. Insgesamt gab es erst 15 weibliche Preisträger. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der seit Jahren als Preisträger gehandelt wird, ging wieder einmal leer aus.
Die 72-jährige Johnson-Sirleaf und die 39 Jahre alte Gbowee wurden als treibende Kräfte beim Ende von 13 Jahren Bürgerkrieg in Liberia geehrt. Die 32-jährige Karman ist Vorsitzende der Vereinigung „Journalistinnen ohne Ketten“ im Jemen. Sie gehört zu den wichtigsten Gesichtern bei den friedlichen Protesten gegen Diktator Ali Abdullah Salih, die auch am Freitag weitergingen.
Alle drei Preisträgerinnen freuten sich riesig. Johnson-Sirleaf schrieb in einer Botschaft an die Nation, die sie mit „Mama Ellen“ unterzeichnete: „Die Welt hat Liberia wiederentdeckt. Dies ist ein entscheidender Moment in der Geschichte Liberias.“ Gbowee sprach von einem „Nobelpreis für Afrikas Frauen“. Karman sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija: „Diese Ehrung wird den Kampf für Gerechtigkeit und Reformen vorantreiben.“
In der Begründung des fünfköpfigen Komitees hieß es weiter, die Frauen würden ausgezeichnet für „ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und für die Rechte von Frauen auf volle Beteiligung an der Schaffung von Frieden“. Treffen werden sie sich erstmals bei der feierlichen Verleihung am 10. Dezember, dem Todestag von Stifter Alfred Nobel (1833-1896). Sie teilen sich das Preisgeld von zehn Millionen schwedischen Kronen (knapp 1,1 Millionen Euro).
Der norwegische Komiteechef Thorbjørn Jagland sagte: „Wir haben ein wichtiges Signal gesendet, dass es ohne Einbeziehung der Frauen keine Demokratie und keine friedliche Entwicklung geben kann.“ In der islamischen Welt sei dies eines der wichtigsten Probleme. Zu Karmans Rolle sagte er: „Sie ist schon aufgestanden und hat Mut gezeigt, als der 'Arabische Frühling' noch in weiter Ferne lag.“
Zu den Preisträgerinnen aus Liberia verwies Jagland auf die besondere Unterdrückung von Frauen und Kindern in Kriegen wie dem in Liberia, unter anderem durch systematische Vergewaltigungen. Präsidentin Johnson-Sirleaf habe es „unter sehr, sehr schweren Bedingungen geschafft, die demokratische Entwicklung in Liberia am Leben zu erhalten“. Gbowee gilt als eine der maßgeblich Beteiligten an der Beendigung des Bürgerkrieges 2003.
International stieß die Preisvergabe auf viel Zustimmung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach in Berlin von einem „sehr guten Signal“. Die Preisträgerinnen hätten sich mutig für Frauenrechte und Freiheit eingesetzt. Die ägyptische Protestbewegung, die auf einige eigene Kandidaten gehofft hatte, wertete den Preis für Karman als Unterstützung. Amnesty International lobte einen „wichtigen Schritt für die Anerkennung des Kampfes von Frauen für Gleichberechtigung“.
Für Jemens Präsidenten Salih ist die Preisvergabe an Karman ein Schlag ins Gesicht. Die Journalistin zählt zu seinen erbittertsten Gegnern. „Ich hoffe, dass diese Auszeichnung der Beginn einer Phase ist, die mit einem Gerichtsverfahren gegen Salih und seine Bande enden wird“, rief Karman. Die staatlichen Medien ignorierten die erstmalige Vergabe des Friedensnobelpreises an eine arabische Frau.
Im vergangenen Jahr wurde der inhaftierte chinesische Oppositionelle Liu Xiaobo und davor US-Präsident Barack Obama ausgezeichnet. Beide Auszeichnungen lösten viele Diskussionen aus. Letzter deutscher Preisträger war 1971 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD).