Fußballfans trotzen Bahnstreik

Düsseldorf (dpa) - Die Fans lassen sich durch den Bahnstreik nicht vom Besuch der deutschen Fußball-Stadien abschrecken. „Fußballfans sind sehr erfinderisch“, sagte Sig Zelt, Sprecher des Bündnisses „Pro Fans“ in Berlin.

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Um die Arenen zu erreichen, würden sie Fahrgemeinschaften bilden oder größere Autos mieten. „Das organisieren die dann intern.“ Allerdings entstehen durch die zu erwartende Verlagerung der Anreise der Anhänger auf die Straße einige logistische Probleme rund um die Stadien: So wurde diskutiert, ob die Partie Eintracht Frankfurt gegen den Bundesliga-Ersten Bayern München wegen des zu befürchtenden Verkehrschaos abgesagt werden sollte.

Am Donnerstagnachmittag bestätigte die Eintracht nach einer Sitzung mit den öffentlichen Sicherheits- und Verantwortungsträgern, dass das Spiel wie geplant am Samstag (15.30 Uhr) stattfindet. Schon zuvor hatte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen dem Onlineportal SPORT1 gesagt: „Es gibt keinen Anhaltspunkt davon zu sprechen, dass das Spiel nicht stattfindet. Wir sind in intensiven Besprechungen, um die Organisation dieses Spiels zu regeln.“

Die Frankfurter Polizei teilte mit, sie habe keine Empfehlung zu einer Absage gegeben. Auch die DFL sieht keine offiziellen Gründe für eine Absage vorliegen. Allerdings befürchten die Hessen, dass es wegen des Bahnstreiks zu einem Verkehrschaos kommt. Eine An- und Abreise mit Zügen oder S-Bahnen sei nicht möglich, die Parkflächen rund um die Commerzbank-Arena seien voll ausgelastet. Das Stadiongelände wird aus diesem Grund bereits vier Stunden, die öffentlichen Parkplätze sogar fünf Stunden vor Spielbeginn geöffnet.

Kopfzerbrechen bereitet die ungewöhnliche Verkehrslage auch Polizei und Verein vor dem Westderby zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Schließlich wird damit gerechnet, dass der Signal-Iduna-Park - mit 80 729 Sitzplätzen das größte Stadion des Landes - ausverkauft sein wird. Wie ein Bahnsprecher in Düsseldorf mitteilte, würden in Nordrhein-Westfalen keine Sonderzüge eingesetzt. In NRW finden nur zwei der neun Erstliga-Begegnungen statt. Dabei hat Mainz 05 seinen Fans für das Spiel bei Bayer Leverkusen am Samstag einen Busshuttle-Service organisiert - für zehn Euro pro Ticket.

Schon am Freitag ist das Bundesligaspiel Hertha BSC gegen Hannover 96 massiv vom Streik betroffen. Da hilft es auch nicht, dass die Deutsche Bahn Hauptsponsor des Berliner Clubs ist. Vor und nach der Partie verkehrt keine S-Bahn, mit der normalerweise das Gros der Fans zum Olympiastadion befördert wird. „Das ist ärgerlich“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz. Deshalb soll die U-Bahn mit höherer Taktzahl verkehren. Rund 40 000 Zuschauer werden erwartet.

Die Fußballfans nehmen den Ausstand der Lokführer trotz der zu erwartenden Widrigkeiten recht gelassen hin. Nach Einschätzung von „Pro Fans“-Sprecher Zelt seien nicht alle Fans gleichermaßen betroffen, die zu Auswärtsspielen wollen. Sehr lange Strecken würden häufig sowieso mit dem Bus zurückgelegt, weil Sonderzüge teuer seien. Schwieriger werde es bei mittleren Entfernungen, wo viele die Wochenendkarten der Bahn nutzten. Für Fans, die wegen des Streiks ein Spiel verpassten, sei das sehr ärgerlich, sagte Zelt. Es verfalle nicht nur das Ticket, sondern auch eine gebuchte Übernachtung.

Keine Probleme sieht der Hamburger SV, dass seine 3000 Anhänger am Sonntag zum Nordderby beim VfL Wolfsburg kommen. Geplant ist eine offizielle Zugreise zum Spiel, die aber nur 55 Fans gebucht haben. Sollte die Bahn nicht fahren, wird diese Schar per Bus nach Wolfsburg transportiert. Bus-Partner MAN stellt dem Club einen aus sechs Fahrzeugen bestehenden Konvoi zur Verfügung. Damit können 300 Ticket-Inhaber zum Spiel reisen. Der Großteil organisiert sich selbst.

Dies gilt auch für den Anhang des Zweitligisten RasenBallsport Leipzig, der am Samstag bei Darmstadt 98 antreten muss. „Es war keine organisierte Anreise unserer Fans mit dem Zug geplant“, teilte der Verein mit. RB Leipzig wird von etwa 500 Anhängern begleitet. Dagegen rechnet Drittligist Rot-Weiß Erfurt, dass rund 200 Fans nicht mit zum Spiel beim MSV Duisburg reisen, weil sie meist mit der Bahn fahren.