Gaddafis letzte Bastionen
Tripolis/Kairo/Tel Aviv (dpa) - Dem libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi entgleitet zusehends die Herrschaft in seinem Land.
Die im Osten gelegene Stadt Bengasi ist schon seit Tagen in Händen der Opposition, am Sonntag verloren regierungstreue Truppen auch die Kontrolle über die drittgrößte Stadt Misurata. In der westlich von Tripolis gelegenen Stadt Al-Sawija übernahmen ebenfalls Aufständische das Kommando, wie der arabische Fernsehsender Al-Arabija berichtete.
Regierungstreue Truppen halten nach Informationen des Fernsehsenders Al-Dschasira aber weiterhin Gaddafis Heimatstadt Sirte. Die Stadt sei wichtig, weil damit Oppositionelle aus dem Osten des Landes nicht über die Küstenstraße in die Hauptstadt fahren könnten.
Der Gaddafi-Clan hat sich nach übereinstimmenden Berichten in dem Militärkomplex Bab al-Asisija in Tripolis verschanzt. In der Millionenmetropole herrschte am Sonntag nach Berichten von Augenzeugen angespannte Ruhe.
Bei den Kämpfen in der westlibyschen Stadt Al-Sawija seien dutzende Menschen getötet worden, sagten Einwohner dem Sender Al-Dschasira in Telefongesprächen. Polizeistationen und Regierungsgebäude seien ausgebrannt. Die Aufständischen drohten den Regierungstruppen mit einem Blutbad, sollten sie in die Stadt zurückkommen.
Unterdessen bahnt sich an der Grenze zu Tunesien eine humanitäre Katastrophe an. Tausende ägyptische Gastarbeiter seien in den vergangenen Tagen geflohen, nachdem regierungsnahe Truppen und Milizen regelrecht Jagd auf sie gemacht hätten, berichtete Al-Dschasira. Viele Menschen seien ohne Geld und mit wenigen Habseligkeiten auf der tunesischen Seite der Grenze gestrandet.