Gauck privat: Umzugkisten, aber keine Hochzeitsglocken
Berlin (dpa) - In Schloss Bellevue hat man Joachim Gauck noch lebhaft in Erinnerung. Als Bundespräsident Christian Wulff vor zwei Jahren sein erstes Sommerfest gab, stürmte Gauck spätabends auf die Bühne.
Er schnappte sich ein Mikrofon und schmetterte mit Peter Maffay im Duett: „Über sieben Brücken musst Du gehen“. Damals war Gauck im Kampf um das höchste Staatsamt gerade gegen Wulff unterlegen. Jetzt kehrt er als Bundespräsident ins Schloss zurück, und das Leben des 72-Jährigen wird sich noch einmal dramatisch ändern - auch im Alltag.
Wo wird der Bundespräsident wohnen?
Gauck lebt bislang in einer Altbauwohnung in Berlin-Schöneberg. Vor seiner Wahl wollte er sich zu seinen Plänen nicht äußern, jetzt aber muss allein schon aus Sicherheitsgründen schnell eine Entscheidung fallen. Voraussichtlich wird Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt in die Präsidentenvilla in Berlin-Dahlem einziehen. Das Haus steht leer, Christian Wulff und seine Familie sind dort längst ausgezogen. Im Schloss Bellevue gibt es schon lange keine Wohnung mehr. Seiner Friseurin in seinem Kiez soll Gauck aber schon vor der Bundesversammlung 2010 versprochen haben, dass er in jedem Fall weiter zum Haareschneiden kommen werde.
Was macht Gaucks Lebensgefährtin?
Bei der Wahl saß die 52-Jährige am Sonntag im Bundestag neben Gauck auf der Besuchertribüne, elegant im grauen Kostüm, strahlend, selbstbewusst, Eukalyptusbonbons verteilend, zuckerfrei. Als Leitende Politikredakteurin bei der „Nürnberger Zeitung“ hat sie sich schon verabschiedet, der Umzug nach Berlin steht bevor. Als First Lady möchte Daniela Schadt die Tradition fortsetzen und sich sozialen Projekten widmen, konkrete Entscheidungen gibt es aber noch nicht. Die rasanten Veränderungen kämen ihr unwirklich vor, sagte sie kurz vor der Wahl, sie brauche Einarbeitungszeit. Bislang waren alle Präsidentengattinnen Schirmherrinnen des Müttergenesungswerks.
Wollen Joachim Gauck und Daniela Schadt heiraten?
Eine Hochzeit ist nicht in Sicht. „Nur aus protokollarischen Gründen zu heiraten, das fände ich auch nicht richtig“, hat Schadt der „Bild am Sonntag“ (BamS) gesagt. Dazu müsste sich Gauck auch erst einmal von seiner Frau Gerhild scheiden lassen, mit der er seit 1959 verheiratet ist. Seit 1991 leben beide getrennt, seit dem Jahr 2000 ist Gauck mit Schadt liiert. „Nachdem nicht nur Jochen und ich, sondern die ganze Familie mit unserer Regelung gut leben können, kann vielleicht auch der Rest der Gesellschaft damit leben“, sagte Schadt der BamS. Sollte es doch einmal ein protokollarisches Problem bei einer Reise geben, „dann erkenne ich das natürlich an und komme nicht mit“.
Welche Vertrauten wird Gauck mitbringen ins Schloss Bellevue?
Als sicher gilt, dass David Gill Staatssekretär und Chef des Präsidialamtes und damit wichtigster Mitarbeiter des Präsidenten wird. Der bisherige Oberkirchenrat im Dienst der Evangelischen Kirche ist seit seiner Zeit als erster Sprecher der Stasi-Unterlagenbehörde ein enger Vertrauter Gaucks. Auch dessen derzeitiger Sprecher Andreas Schulze wird wohl mit ins Präsidialamt ziehen. Gill ist SPD-Mitglied, Schulze, früher Sprecher von Renate Künast in deren Zeit als Agrarministerin, gehört zu den Berliner Grünen. Daher ist damit zu rechnen, dass auch die Union Ansprüche auf eine sichtbare Vertretung im Präsidialamt anmelden wird.
Wird mit dem Pastor ein neuer Stil einziehen im Schloss Bellevue?
Mit Sicherheit - auch wenn das Korsett für das Staatsoberhaupt eng ist. Gauck sieht sich als „Bürgerpräsident“. „Ich bin nicht mal gewaschen“, sagte der 72-Jährige, als er am Abend seiner überraschenden Nominierung mit der Kanzlerin vor die Kameras trat. Seinem Sohn Christian war das peinlich. „Aber so ist er, ungeschminkt, ungefiltert“, sagte der Hamburger Arzt kürzlich der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. An diese Art werden sich viele in Berlin noch gewöhnen müssen.