Gauck über Flüchtlinge, Demokraten und rechte „Spinner“

Berlin (dpa) - Bundespräsident Joachim Gauck hat seit seinem Amtsantritt 2012 oft Klartext geredet und immer wieder Diskussionen angestoßen. Einige Zitate:

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DAS AMT:

„Liebe Leute, Ihr wisst es doch genau: Ihr habt keinen Heilsbringer oder keinen Heiligen oder keinen Engel, Ihr habt einen Menschen aus der Mitte der Bevölkerung als Bundespräsidenten.“ (Der neue Bundespräsident nach seiner Wahl am 18. März 2012 im Sender n-tv.)

„Als ich 50 war, hätte ich gesagt: Präsident ist nichts für mich. Ich kenne meine Grenzen.“ (Am 18. Februar 2014 zu jungen Leuten.)

FLÜCHTLINGE UND TOLERANZ:

„Wir alle können einen Beitrag leisten, damit der Wärmestrom lebendig bleibt, ohne den die Welt kalt und friedlos wäre: Indem wir uns engagieren, wenn unsere Mitmenschen Hilfe brauchen. Indem wir Bedrohten Frieden und Verfolgten Schutz bieten. (...) Dass wir mitfühlend reagieren auf die Not um uns herum, dass die Allermeisten von uns nicht denen folgen, die Deutschland abschotten wollen, das ist für mich eine wahrhaft ermutigende Erfahrung dieses Jahres.“ (In seiner Weihnachtsansprache 2014.)

„Deutschland ist durch Einwanderung vielfältiger geworden - religiös, kulturell und mental. (...) Wir alle sind Deutschland! Wir, die Demokraten mit unseren so verschiedenen politischen, kulturellen und religiösen Prägungen. Wir, die wir uns achten und uns brauchen. Wir, die wir uns zutrauen, ein Leben zu gestalten, wie wir es uns doch alle wünschen: in Einigkeit und Recht und Freiheit.“ (Am 13. Januar 2015 in seiner Rede bei der Solidaritätskundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin.)

„Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich.“ (Am 27. Januar 2015 in Mainz beim Festakt zum Start der Interkulturellen Woche.)

„Das möchte ich nach den jüngsten Zwischenfällen einigen Landsleuten hier mit allem Nachdruck ins Stammbuch schreiben: Richtet Eure Unzufriedenheit und Eure Wut nicht gegen jene, die viel schwächer und verletzlicher sind als Ihr es seid! Isoliert die Hetzer, die Brandstifter und Gewalttäter. Wenn ihr protestieren wollt, dann achtet die Regeln! Werdet meinetwegen laut gegenüber Euren Bürgermeistern, Abgeordneten, Ministern. Aber hört dann auch denen zu, was sie Euch zu sagen haben.“ (Am 26. Februar 2016 bei einer Podiumsdiskussion im Schloss Bellevue zu Angriffen auf Flüchtlinge.)

KRIEG UND FRIEDEN:

„Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten erforderlich sein.“ (Am 31. Januar 2014 auf der Münchner Sicherheitskonferenz.)

„Dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.“ (Am 12. Juni 2012 in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zu Auslandseinsätzen.)

DEUTSCHLANDS NS-VERGANGENHEIT:

„Gerade weil wir Deutsche uns der Last und der Schuld der Geschichte gestellt haben, gilt für uns, gilt auch für mich: Wir feiern gemeinsam mit allen die Befreiung vom nationalsozialistischen Joch.“ (Am 5. Mai 2012 beim Festakt zur Befreiung der Niederlande von der Naziherrschaft in Breda.)

„Vergiss nicht, niemals, und steh' zu dem Land, das hier derer gedenkt, die nicht leben durften.“ (Am 29. Mai 2012 Eintrag in das Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.)

RECHTSRADIKALISMUS:

„Euer Hass ist unser Ansporn.“ (Am 23. März 2012 nach seiner Vereidigung im Bundestag über Rechtsextremisten.)

„Dass in der Mitte unseres Volkes ausgerechnet rechtsradikale Überzeugungen wieder Gehör finden - das finde ich so eklig.(...) Wir brauchen da Bürger, die auf die Straße gehen, die den Spinnern ihre Grenzen aufweisen und die sagen: bis hierher und nicht weiter!“ (In einer Diskussion mit Berliner Schülern am 29. August 2013.)

DDR:

„Die DDR war ein Unrechtsstaat, es gab keine unabhängige Gerichtsbarkeit, schon gar nicht ein Verfassungsgericht. (...) Dafür existierte Willkür, die das Land beherrschte.“ (Am 9. Oktober 2014 in Leipzig bei einem Festakt zur friedlichen Revolution in der DDR vor 25 Jahren.)

„Menschen, die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich schon ganz schön anstrengen, um dies zu akzeptieren. Aber wir sind in einer Demokratie. Wir respektieren die Wahlentscheidungen der Menschen und fragen uns gleichzeitig: Ist die Partei, die da den Ministerpräsidenten stellen wird, tatsächlich schon so weit weg von den Vorstellungen, die die SED einst hatte bei der Unterdrückung der Menschen hier, dass wir ihr voll vertrauen können?“ (Am 2. November 2014 in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ vor der Wahl Bodo Ramelows zum ersten Ministerpräsidenten der Linken.)