Gipfel in Deutschland - Magenschmerzen und Münchner Kessel

Elmau (dpa) - Mehr als politische Ergebnisse bleiben von Gipfeln der großen Industrienationen oft spektakuläre Bilder und Geschichten im kollektiven Gedächtnis. Eine Auswahl von den drei Gipfeln in Deutschland:

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HEILIGENDAMM 2007: Das Bild vom überdimensionierten Strandkorb mit Merkel zwischen ihren männlichen Kollegen ging um die Welt. Damals war es noch ein G8-Gipfel, Kremlchef Wladimir Putin saß zu Merkels Rechten, US-Präsident George W. Bush zu ihrer Linken. Die Bushs plagten am letzten Gipfeltag Übelkeit und Magenschmerzen. George W. musste phasenweise das Bett hüten. Später zitierte der US-Fernsehsender CNN seine Frau Laura mit den Worten: „Ich dachte, ich sterbe hier im Bett.“ Der Grund wurde nie veröffentlicht.

In Erinnerung sind aber auch die viel kritisierten Tornado-Überflüge über Protestcamps und die Schneise, die in den Wald um den Tagungsort geschlagen wurde, um einen 12,5 Millionen Euro teuren Zaun zu ziehen.

Unvergessen ist auch das spektakuläre Eindringen von Greenpeace-Aktivisten mit Motor-Schlauchbooten in das Küstensperrgebiet. Mit einem Transparent „G8 - act now“ forderten sie die Reduzierung der Treibhausgase. Die Polizei jagte die Umweltschützer mit Schnellbooten, Szenen wie aus einem Actionfilm.

KÖLN 1999: Für Aufsehen sorgte schon vor Gipfelbeginn US-Präsident Bill Clinton mit einem Kneipenbesuch im „Obergärigen Brauhaus zur Malzmühle“, der ältesten Brauerei in der Kölner Altstadt. Clinton probierte rheinischen Sauerbraten mit Klößen und Apfelmus. Dazu gab es natürlich Kölsch.

Für die eindrucksvollste Gipfel-Szene sorgte der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner, der Clinton, Bundeskanzler Gerhard Schröder und andere durch den Dom führte.

20 000 Menschen beteiligten sich an einer Menschenkette, mit der sie friedlich für einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt demonstrierten. Randale gab es aber auch bei diesem Gipfel.

MÜNCHEN 1992: Eigentlich stand beim damals noch „Wirtschaftsgipfel“ genannten Treffen sieben großer Industriestaaten in der bayerischen Landeshauptstadt die Hilfe für die Länder des ehemaligen Ostblocks im Mittelpunkt. In Erinnerung geblieben ist der Gipfel von damals aber wegen des „Münchner Kessels“ der Polizei.

Die Polizei hatte am Abend des 6. Juli 1992, einem Montag, nach Buhrufen und Pfiffen beim Eintreffen der Staatsgäste vor der Münchner Residenz mehrere hundert Demonstranten bis zu drei Stunden lang festgehalten. Fast 500 Menschen wurden vorläufig festgenommen. Die Polizei begründete ihr Vorgehen damit, das Stören gehe „in den Bereich der Nötigung hinein“. Ein Ermittlungsrichter erkannte aber keine Nötigung, sondern „Meinungsäußerung in einer Demokratie“ und verfügte die Freilassung.

Für erheblichen Wirbel sorgte dann der damalige Ministerpräsident Max Streibl (CSU). Er verteidigte das Vorgehen der Sicherheitsbehörden mit den Worten: „Wenn einer glaubt, er muss sich mit Bayern unbedingt anlegen, und er muss stören, dass wir dabei auch dann manchmal etwas härter hinlangen oder durchgreifen - das ist auch bayerische Art.“ Und: „Jeder muss wissen, wenn er nach Bayern kommt, dass er es eben mit Bayern zu tun hat.“