Gomez: „Hässlichste Saison meiner Karriere“
Frankfurt/Florenz (dpa) - Im bitteren Moment seines WM-Aus quälte sich Mario Gomez einen Scherz ab. Mit der Nichtnominierung stehe fest, „dass ich den Torrekord von Ronaldo und Miro bei Weltmeisterschaften nicht mehr brechen werde“.
Das schrieb der Torjäger des AC Florenz auf seiner offiziellen Fanseite und verzierte den Eintrag mit einem Smiley. 14 Tore stehen in Miroslav Kloses Weltmeisterschaftsbilanz, gar 15 sind es beim Brasilianer Ronaldo - 0 beim lange verletzten Gomez. „Bis zuletzt habe ich daran geglaubt, rechtzeitig fit zu werden. Aber leider haben mich die Verletzungen in diesem Fußballjahr immer wieder zu sehr zurückgeworfen und am Ende hat es nicht gereicht - die hässlichste Saison meiner Karriere endet mit einem weiteren Rückschlag“, klagte der 28-Jährige.
Gomez (59 Spiele, 25 Tore) ärgerte sich „unendlich“. Ähnlich dürfte es den anderen aussortierten Wunsch-WM-Teilnehmern gegangenen sein. Mönchengladbachs Max Kruse (6/1), der Leverkusener Sidney Sam (5/0), Dortmunds Sven Bender (7/0) oder HSV-Abwehrmann Heiko Westermann (27/4) müssen ebenso zu Hause bleiben wie René Adler (12/0). Den Torhüter des Hamburger SV erwischte es gar zum zweiten Mal.
Vor vier Jahren war Adler als Nummer 1 auf WM-Kurs, ehe ihn eine Rippenverletzung stoppte. Der Weg war frei für Manuel Neuer, hinter dem Tim Wiese und Jörg Butt in Südafrika auf der Bank hockten. Neuer gab die Position nicht mehr her, dazu wurde Adler auch noch bei Bayer Leverkusen von Bernd Leno überholt. Diesmal konnte sich der 29-Jährige, der im Abstiegskampf eklatant im HSV-Tor patzte, mit einer Reise nach Brasilien nach seiner Seuchensaison auch kein versöhnliches Ende bescheren. Der Druck im Abstiegskampf, so der Keeper vor einigen Wochen, koste Substanz. Und genau daran darf es bei der deutschen WM-Mission nicht fehlen.
Formschwächen, lange Verletzungspausen oder die Prognose von Löws Stab zur Belastungsverträglichkeit bei den extremen Bedingungen in Südamerika gaben am Ende den Ausschlag. Selbstverständlich hätte er Gomez „gerne für unsere Mannschaft gehabt“, begründete Löw im Fall des früheren Bundesligatorschützenkönigs, „dass Mario Gomez fit gewesen, mehr gespielt und in Florenz getroffen hätte“.
Nur 280 Spielminuten beim AC Florenz seit September waren dem Bundestrainer zu wenig, um den Dauerpatienten zu nominieren. „Von daher war ich der Meinung, dass er nicht der Lage ist, unter diesen Bedingungen körperlich zu bestehen“, sagte Löw. Das Ende der Nationalelfkarriere bedeute die aktuelle Nichtberücksichtigung aber keineswegs, sagte der Bundestrainer. Bei der EM 2012 war Gomez mit drei Toren noch erfolgreichster deutscher Schütze.
In Hamburg und Mönchengladbach fühlten die Verantwortlichen mit den künftigen Zwangsurlaubern. „Max (Kruse) ist in dieser Saison der zweitbeste deutsche Scorer in der Bundesliga, insofern überrascht es mich, dass er nicht dabei ist“, wunderte sich Sportdirektor Max Eberl.
Wenigstens keine negativen Auswirkungen im Abstiegskampf erwartet HSV-Coach Mirko Slomka, er konnte den Ausgang der Nominierungsrunde irgendwie nachvollziehen. „Natürlich ist es aus HSV-Sicht schade, dass René Adler und Heiko Westermann es nicht nach Brasilien geschafft haben. Das ist auch ein Produkt einer Mannschaftsleistung über die Saison hinweg“, erklärte Slomka.
Gomez, der erst am Mittwoch nach seiner Bänderzerrung ins Teamtraining zurückgekehrt war, wünschte den Nationalteamkollegen viel Glück für die Titelmission. „Ich drücke alle Daumen und wünsche Euch von ganzem Herzen den Sieg!!“ Seinem langjährigen Sturmkollegen Klose gönnt er den Torrekord. „Ich wünsche es ihm sehr, dass er sich die Bestmarke holt!! Do it Miro!!“