Griechenland-Debakel: Vertrauen der Anleger schwindet

Frankfurt/Main (dpa) - Angesichts des Griechenland-Dramas nimmt die Verunsicherung der Anleger in der Eurozone erheblich zu. Ein Anzeichen dafür sind die steigenden Renditen für spanische und italienische Staatsanleihen.

In Italien, dem drittgrößten Euroland nach Deutschland und Frankreich, kletterte die Rendite zehnjähriger Papiere am Donnerstag mit 6,34 Prozent auf ein Rekordhoch seit Gründung des Euroraums. In Spanien legte die Rendite solcher Staatstitel ebenfalls deutlich zu. Mit 5,53 Prozent lag sie allerdings noch unter dem Rekordwert von Anfang August von mehr als sechs Prozent.

In einer ganz anderen Dimension liegen die griechischen Staatsanleihen: Ihre Rendite - also die Kombination aus Zinskoupon und Kursdifferenz - betrug am Donnerstag bei den zweijährigen Titeln zeitweise sogar mehr als 100 Prozent. Würden die Zinsen bedient und die Papiere am Ende der Laufzeit im vollem Umfang zurückgezahlt, könnte ein Anleger damit also mehr als das Doppelte seines eingesetzten Kapitals verdienen.

Allerdings lag dies an extremen Kursschwankungen, die wiederum damit zu erklären sind, dass die Anleihen kaum noch gehandelt werden. Zudem ist Griechenland - anders als Spanien und Italien - dank der internationalen Hilfen bei der Staatsfinanzierung derzeit nicht auf die Kapitalmärkte angewiesen. Für Italien und Spanien hingegen bedeutet der Anstieg, dass sie für frisches Kapital immer mehr Zinsen zahlen müssen.

So besorgte sich Spanien am Donnerstag bei Versteigerungen von Staatsanleihen mit kurzen und mittleren Laufzeiten frisches Geld im Volumen von etwa 4,5 Milliarden Euro - zu höheren Zinsen als zuvor. Bei der Auktion von Anleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren meldete das Finanzministerium in Madrid einen Zinssatz von 4,848 Prozent. Bei einer vergleichbaren Versteigerung Anfang September lag der Zinssatz nur bei 4,489 Prozent.

Ein weiterer Indikator für die zunehmende Krisenstimmung sind die Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Die eintägigen Einlagen stiegen von 229,07 Milliarden Euro am Mittwoch auf 252,95 Milliarden Euro, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. Damit nähern sie sich wieder ihrem Jahreshöchststand, der am 10. Oktober mit knapp 270 Milliarden Euro erreicht worden war. Indem sie das Geld - zu niedrigen Zinsen - bei der Zentralbank parken, gegen die Geldhäuser auf „Nummer sicher“. Kurzfristige Mittel leihen sich die Banken normalerweise lieber untereinander zu günstigeren Konditionen am sogenannten Interbankenmarkt. Der Anstieg der EZB-Einlagen ist daher auch ein Maß für das mangelnde Vertrauen der Banken untereinander.