Züge rollen wieder Hamburg-Berlin als letzte Bahn-Hauptstrecke freigeräumt
Berlin (dpa) - Nach dem großen Herbststurm „Herwart“ rollt der Bahnverkehr auf den meisten Strecken in Deutschland wieder. Allerdings mussten sich die Fahrgäste am Montag noch auf Verspätungen einrichten, wie die Bahn mitteilte.
Der Sturm hatte bundesweit große Schäden angerichtet. Auf der Nordseeinsel Wangerooge spülte die Flut ein großes Stück des Badestrandes weg. Vor der ostfriesischen Insel Langeoog saß weiter ein großer Frachter fest.
Der Oktober 2017 mag vielen Menschen vor allem wegen der Herbststürme „Xavier“ und „Herwart“ in Erinnerung bleiben. Nach der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Monat aber auch überdurchschnittlich warm und mit einer Durchschnittstemperatur von 11,1 Grad einer der zehn wärmsten Oktobermonate seit Beginn der flächendeckenden Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881.
Als letzte Hauptstrecke gab die Bahn am Nachmittag die Verbindung zwischen Deutschlands größten Städten Berlin und Hamburg wieder frei. Dort war zwischen Boizenburg und Hagenow in Mecklenburg ein Baum in eine Oberleitung gestürzt. Die Reparatur dauerte länger als erwartet.
Im Regionalverkehr im Osten und Norden waren am Montag noch einige Abschnitte gesperrt, in Schleswig-Holstein etwa zwischen Itzehoe und Elmshorn. Nur eingleisig befahrbar blieben vorerst die Strecken von Berlin nach Stralsund und nach Rostock.
Auf der Route zwischen Hannover und Berlin fuhren ab Montagmorgen wieder Züge, ebenso auf den Trassen Hannover-Magdeburg, Berlin und Dresden, sowie Münster und Norddeich. Die Deutsche Bahn hatte am Sonntag in sieben Bundesländern ihren Fernverkehr gestoppt.
Am Tag nach einem Bootsunglück in Mecklenburg-Vorpommern mit bisher zwei Toten wurde der dritte Gekenterte weiter vermisst. Die Suche nach dem 48-Jährigen blieb zunächst erfolglos, wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei sagte. Die Urlauber waren am Sonntag trotz Warnung vor Sturmtief „Herwart“ mit einem kleinen Motorboot auf den aufgewühlten Peenestrom hinausgefahren und gekentert. Am Sonntag war auch ein Camper an der Nordsee im Sturm ertrunken.
Ein 61-jähriger Jäger aus dem Emsland wurde in Prangendorf (Mecklenburg-Vorpommern) tot aufgefunden. Nach Angaben der Polizei lag er unter einem umgestürzten Hochsitz. Die Situation am Fundort weise darauf hin, dass der Hochsitz im Sturm umstürzte und dabei den Mann unter sich begrub. Damit wäre der Jäger das vierte Todesopfer des Herbststurms in Deutschland.
In Tschechien kamen drei Menschen im Sturm ums Leben. Ein 85-Jähriger, der am Sonntag in der Stadt Bela pod Bezdezem (Weißwasser) von einem herabstürzenden Baum getroffen worden war, erlag nach Angaben der Agentur CTK im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Zuvor waren bereits ein Mann und eine Frau von Bäumen erschlagen worden. Nach Angaben des Wetterdienstes CHMU war es der verheerendste Sturm in Tschechien seit Orkan Kyrill im Januar 2007.
In Polen tötete der Sturm mindestens zwei Menschen getötet und verletzte 16 weitere. Die Feuerwehr rückte zu rund 8000 Einsätzen aus, wie Rettungskräfte am Montag mitteilten.
In der Nordsee lief vor Langeoog ein Frachter im Sturm auf Grund. Sämtliche Rettungsversuche schlugen zunächst fehl. Die 225 Meter lange, unbeladene „Glory Amsterdam“ hatte sich am Sonntag in der Deutschen Bucht losgerissen. Nach bisherigen Erkenntnissen seien die 22 an Bord befindlichen Menschen unverletzt, hieß es vom deutschen Havariekommando, das die Einsatzleitung übernahm.