Hintergrund : Beben, Tsunami, Atomalarm in Japan
Berlin (dpa) - Seit dem Erdbeben am Freitag halten die Ereignisse in Japan die Welt in Atem. Die Betroffenheit über das Ausmaß der Naturkatastrophe verbindet sich mit der Angst vor einem zweiten Tschernobyl.
Die Informationspolitik der Behörden zum Atomstörfall erschwert die genaue Rekonstruktion.
Was bisher geschah:
FREITAG, 11. März
14.45 Uhr Ortszeit (06:45 Uhr MEZ) : Japan wird vom schwersten Erdbeben seiner Geschichte erschüttert. Seismologen messen eine Stärke von 8,9 - dies wird später auf 9,0 korrigiert. Das Epizentrum liegt 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio.
16.00 Uhr (08.00 Uhr): Eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle trifft auf die Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu. Der Tsunami reißt Schiffe, Häuser, Autos und Menschen mit.
17.00 Uhr (09.00 Uhr): Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan erklärt, die Lage in den Atomkraftwerken sei normal. Die Anlagen seien automatisch heruntergefahren worden.
18.30 Uhr (10.30 Uhr): Japanische Medien melden, dass in einem Reaktor des Atomkraftwerks Fukushima Eins (Daiichi) die Kühlung ausgefallen und dass im Atomkraftwerk Onagawa ein Feuer ausgebrochen ist.
20.30 Uhr (12.30 Uhr): Die Regierung ruft den atomaren Notfall aus und bezeichnet dies als Vorsichtsmaßnahme.
21.45 Uhr (13.45 Uhr): Rund 2000 Bewohner in der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima werden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.
22.00 Uhr (14.00 Uhr): Das Feuer im Atomkraftwerk Onagawa ist nach einer Mitteilung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) gelöscht. Die Evakuierungszone um das Atomkraftwerk Fukushima wird von zwei auf drei Kilometer ausgedehnt.
23.40 Uhr (15.40 Uhr): Das Notkühlsystem im Atomkraftwerk Fukushima Eins läuft nach Informationen aus Japan nur noch im Batteriebetrieb, wie die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln mitteilt.
SAMSTAG, 12. März
06.40 Uhr (22.40 Uhr): Im Reaktor 1 des Atomkraftwerks Fukushima wird kontrolliert Druck abgelassen. In der Umgebung wird erhöhte Radioaktivität gemessen. Innerhalb des Atomkraftwerks steigt die Strahlung auf das Tausendfache des Normalwerts.
07.00 Uhr (23.00 Uhr): Die Evakuierungszone wird auf zehn Kilometer ausgeweitet; betroffen sind 45 000 Menschen. Die IAEA teilt mit, dass auch das Kühlsystem im Reaktor 2 von Fukushima Eins beschädigt ist.
09.00 Uhr (01.00 Uhr): Neben zwei Reaktoren in Fukushima Eins gibt es auch Probleme mit der Kühlung von drei Reaktoren im neueren Atomkraftwerk Fukushima Zwei (Daini).
14.00 Uhr (06.00 Uhr): Die Atomsicherheitsbehörde teilt mit, dass in Fukushima Eins möglicherweise eine Kernschmelze begonnen habe.
16.00 Uhr (08.00 Uhr): Im Atomkraftwerk Fukushima Eins kommt es zu einer Wasserstoffexplosion; das Dach und Wände eines Gebäudes werden zerstört, Rauch steigt auf. Vier Arbeiter werden verletzt.
19.45 Uhr (11.45 Uhr): Die Evakuierungszone rund um Fukushima Eins wird auf 20 Kilometer ausgeweitet.
22.30 Uhr (14.30 Uhr): Die Betreiber des Atomkraftwerks Fukushima Eins beschließen, den Reaktor 1 mit Seewasser zu fluten.
23.00 Uhr (15.00 Uhr): Japanische Medien melden, dass in der Hafenstadt Minamisanriku 9500 Menschen vermisst werden; die offizielle Zahl der Todesopfer der Naturkatastrophe steigt.
SONNTAG, 13. März
06.00 Uhr (22.00 Uhr): Von der Evakuierung im Gebiet des Atomkraftwerks Fukushima sind nun 140 000 Menschen betroffen.
08.00 Uhr: (24.00 Uhr): In einem dritten Reaktorblock im Atomkraftwerk Fukushima Eins fällt die Kühlung aus, insgesamt sind nun sechs Reaktoren betroffen. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo wurden bisher 15 Menschen verstrahlt.
15.30 Uhr (07.30 Uhr): In der Umgebung des Atomkraftwerks Onagawa wird eine 400fach erhöhte Radioaktivität gemessen, sie soll von den Reaktoren der Anlage Fukushima Eins kommen.
16.00 Uhr (08.00 Uhr) Die Regierung spricht von der Möglichkeit einer weiteren Explosion im Atomkraftwerk Fukushima Eins. Im Reaktorblock 3 gebe es möglicherweise ebenfalls eine partielle Kernschmelze.
21.00 Uhr (13.00 Uhr): Ministerpräsident Kan spricht von einer alarmierenden Lage im Atomkraftwerk Fukushima.