Hintergrund: Radioaktives Cäsium und Jod
Berlin (dpa) - Cäsium und Jod gibt es in der Natur und als Nebenprodukt aus der Kernspaltung. Natürliches Cäsium 133 ist ein goldglänzendes, sehr weiches Metall und kommt in winzigen Spuren in den Gesteinen der Erdkruste vor.
Sein radioaktiver Verwandter, das gefährliche Cäsium 137, entsteht bei der Kernspaltung. Ein weiteres Spaltprodukt ist das ebenfalls gefährliche Jod 131.
Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 waren große Mengen von beiden Stoffen entwichen. Cäsium 137 kann über die Abluft oder das Abwasser aus Atomanlagen gelangen und wird direkt oder über die Wurzeln von den grünen Teilen der Pflanzen aufgenommen. Über diesen Umweg kommt es auch in Milch, Fleisch und Fisch. Pilze waren nach der Katastrophe von Tschernobyl besonders belastet.
Hohe Konzentrationen von Cäsium 137 können Muskelgewebe und Nieren des Menschen schädigen. Es verteilt sich gleichmäßig im Körper, so dass seine Strahlung den ganzen Organismus trifft.
Cäsium 137 wird auch zur Strahlenbehandlung in der Krebstherapie, bei Materialprüfungen oder zum Betrieb von Atomuhren eingesetzt. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren - das ist die Zeitspanne, die vergeht, bis die Hälfte der Radioaktivität abgebaut ist.
Natürliches Jod ist sehr wichtig für den menschlichen Organismus. Vor allem Meerestiere und Fische enthalten viel Jod. Die Schilddrüse ist das Organ, das das natürliche Jod verarbeitet.
Bei der Kernspaltung im Atomreaktor oder bei der Kernwaffenexplosion entsteht das radioaktive Jod-Isotop 131. Dieser Stoff reichert sich, wenn er in die Umwelt gelangt und vom Menschen aufgenommen wird, in der Schilddrüse an.
Es handelt sich um eine sehr flüchtige Substanz, die rasch über weite Entfernungen in der Luft transportiert werden kann. So war in den ersten Wochen nach Tschernobyl Jod 131 die Hauptbelastungsquelle von Lebensmitteln. Es wird hauptsächlich mit Frischmilch aufgenommen.