Hintergrund: Risiko Kernschmelze
Bangkok/Berlin (dpa) - Zu den schlimmsten Szenarien in der Atomindustrie zählt die Kernschmelze in einem Reaktor. Die renommierte US-Organisation „Union of Concerned Scientists“ (UCS) schildert den Ablauf folgendermaßen:
Wenn das Kühlwasser absinkt, überhitzt der Reaktorkern und die Brennstäbe werden beschädigt. Der Kern wird so heiß, dass er schmilzt und die hochradioaktive Schmelzmasse sich durch die Stahlwände des Reaktorgefäßes frisst. Damit würde eine große Menge Radioaktivität in dem Schutzgebäude rund um das Reaktorgefäß freigesetzt.
Dieses Gebäude soll den Austritt von Radioaktivität in die Umwelt verhindern. Eine Schmelze würde den Druck in dem Gebäude aber erheblich erhöhen. Dabei entsteht die Gefahr, dass es diesem Druck nicht standhält.
Wenn das Kühlwasserniveau so weit falle, dass die Spitzen der Brennstäbe freiliegen, beginne der Schaden am Reaktorkern innerhalb von 40 Minuten, zitieren die US-Wissenschaftler aus einem Dokument, das die Umweltorganisation „Green Action in Japan“ übersetzt hat. Weitere 90 Minuten später werde das Reaktorgefäß beschädigt.
Greenpeace-Experte Christoph von Lieven beschreibt es so: „Ein Kernkraftwerk funktioniert im Prinzip wie ein Dampfkochtopf.“ Das Erdbeben habe bewirkt, dass das Kühlsystem nicht mehr funktioniere. Beim Ausfall der Kühlung steige die Temperatur und damit der Druck. „Wenn die Kettenreaktion unkontrolliert wird, dann steigt der Druck immer weiter an“, sagte Lieven am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. „Die Kettenreaktion kann man zwar verlangsamen, aber man kann sie nicht auf Knopfdruck einfach ausschalten.“