Hintergrund: Das Trio und seine mutmaßlichen Helfer
Karlsruhe/Berlin (dpa) - Bislang sind drei Mitglieder der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) und drei mutmaßliche Helfer bekannt. Laut Innenminister Friedrich gibt es allerdings rund ein Dutzend Verdächtige und Beschuldigte.
- UWE MUNDLOS: Professorensohn Mundlos (38) gilt als intellektueller Kopf der Terrorzelle. Es heißt, er las gern und diskutierte viel. Plumpe Neonazi-Parolen sollen nicht sein Ding gewesen sein. Freunde beschreiben ihn in Berichten als überpünktlich und ordentlich. Auf seinem Schreibtisch soll ein selbstgezeichnetes Porträt von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß gestanden haben. Am 4. November richtete er sich nach Angaben der Polizei selbst.
- UWE BÖHNHARDT: Der 34-Jährige wird als Waffennarr bezeichnet, der schnell zuschlug. Er soll der Handlanger von Mundlos gewesenn sein - mit kurz geschorenem Haar, Bomberjacke und den obligatorischen Springerstiefeln. Auch er wird am 4. November tot im ausgebrannten Wohnmobil gefunden, wahrscheinlich von Mundlos erschossen.
- BEATE ZSCHÄPE: Die einzige Überlebende des mutmaßlichen Terror-Trios. Die 36 Jahre alte Frau soll die stille, aber gewaltbereite Frau im Hintergrund der Gruppe gewesen sein. Die gelernte Gärtnerin wuchs alleine bei ihrer Mutter auf. Sie soll zunächst eine Beziehung mit Mundlos, dann mit Böhnhardt gehabt haben. Nach dem Tod ihrer beiden Komplizen flog die gemeinsame Wohnung in Zwickau in die Luft. Zschäpe stellte sich wenig später der Polizei. Bislang schweigt sie.
- HOLGER G.: In den 90er Jahren war er in seiner Heimat Jena mit dem Trio befreundet und in der dortigen Neonazi-Szene aktiv. Später zog er nach Niedersachsen. Der 37-Jährige räumte nach seiner Festnahme Mitte November ein, dem Trio seinen Führerschein und seinen Reisepass überlassen zu haben. Zudem soll er mehrfach Wohnmobile für die Gruppe angemietet haben. Sein Anwalt sagte, er habe nichts von den Morden und Bankrauben gewusst.
- ANDRE E.: Der 32-Jährige aus Sachsen soll ein Propagandavideo für die mutmaßlichen Terroristen angefertigt und darin deren menschenverachtende Morde verherrlicht haben. Als Produzent des Films müsse er ihre Gesinnung geteilt haben, wirft ihm der Generalbundesanwalt vor. Der Inhaber einer Medienfirma wurde in der vergangenen Woche in Brandenburg bei seinem Zwillingsbruder gefasst.
- RALF WOHLLEBEN: Der 36-Jährige gilt als eine der zentralen Figuren in Thüringens Neonazi-Szene. Er lebte jahrelang im „Braunen Haus“ in Jena, wo sich thüringische Rechtsextreme zu Schulungen, Vorträgen und Liederabenden trafen. 1999 trat er in die NPD ein, wurde Kreis- und stellvertretender Landesvorsitzender in Thüringen. Der Informatiker galt als wichtiges Bindeglied zwischen der NPD und gewaltbereiten Neonazis. Er wird verdächtigt, dem Neonazi-Trio eine Waffe und Munition besorgt zu haben, ihm bei der Flucht in den Untergrund geholfen und es finanziell unterstützt zu haben.