Hintergrund: Der mutmaßliche Einsatz chemischer Waffen
Berlin/Istanbul (dpa) - Die syrische Armee verfügt nach Einschätzung von Experten über das größte Chemiewaffenarsenal im Nahen Osten. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad hat den Besitz von Giftgas indirekt eingeräumt, allerdings ohne Einzelheiten zu nennen.
Es unterstellt den Aufständischen, sie hätten sich inzwischen ebenfalls Chemiewaffen beschafft. Der US-Geheimdienst CIA schätzte vor einem Jahr, dass Damaskus über mehrere hundert Liter chemischer Kampfstoffe oder ihrer Komponenten verfügt, unter anderem über Senfgas, Tabun und das Nervengas Sarin. Neuere Angaben liegen nicht vor. Die USA verdächtigen den Iran, Syrien bei der Produktion mit Chemikalien und technischer Unterstützung zu helfen.
Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums hat Syrien den Einsatz von Bomben mit chemischen Kampfstoffen getestet. Dutzende Raketen des Typs Scud-B sollen chemische Kampfstoffe bis zu 300 Kilometer weit tragen können.
Schon vor dem mutmaßlichen Großeinsatz von Giftgas am vergangenen Mittwoch sind mehr als ein Dutzend konkrete Verdachtsfälle für den Einsatz von Giftgas in Syrien bekanntgeworden. Frankreich, die Türkei und die USA haben nach eigenen Angaben Belege dafür, dass unter anderem Sarin eingesetzt wurde, dazu zählen Blut- und Bodenproben. In einem Verdachtsfall soll Chlorgas als chemischer Kampfstoff verwendet worden sein. Was gegen die Berichte über den Einsatz von Sarin in früheren Verdachtsfällen spricht, ist die relativ niedrige Zahl der Todesopfer.
Syrien hat einer Untersuchung von vier Verdachtsfällen durch UN-Experten zugestimmt. Dabei geht es um die Vorfälle vom vergangenen Mittwoch sowie drei Altfälle. Dazu gehört ein Angriff in Chan al-Asal in der Provinz Aleppo, wo im März mindestens 25 Menschen durch chemische Kampfstoffe ums Leben gekommen sein sollen. Die anderen zwei Orte wurden offiziell nicht genannt, möglicherweise geht es um Attacken in der Rebellenhochburg Al-Kabun in Damaskus, in Al-Atajbe in der Provinz Damaskus-Land oder in der Stadt Homs.